SPINNTING OFF TALL BUILINGS kommen aus Berlin und sind nicht eine der wenigen deutschen Frauenstimmenbands, sondern eine besondere. Nicht etwa nur, weil Sängerin Jana Palaske Schauspielerin ist, sondern eher, weil Gitarrist Paule mit jodelt. Nacheinander und miteinander bringen sie viel Catchyness und Punkrock zusammen.
Eine Liveband, definitiv, aber auch ihr Debutalbum kann sich durchaus sehen lassen. Bei ihrem Konzert in Alfeld habe ich sie hinters Mikro gebeten. Nette Jana, netter Paule…
Ich weiß, Standart, aber erzähl doch mal etwas über die Band… Wie kamen die 5 Personen der Band zusammen?
Jana: Als ich klein war, da hab ich mal Lippenstift geklaut und Nils und Andre waren die Kaufhausdetektive, die mich erwischt haben. Paul und Greg sind damals noch als Polizisten auf Streife gegangen. Als Kaufhausdetektiv ruft man eben die Polizei und irgendwann haben wir dann festgestellt, dass wir die selbe Musik mögen. Dann haben wir gesagt, ‚hey, proben wir mal’…
Wie ist es sich mit seinem Parner die Band zu teilen?
Paule: Man kann deutlich sagen, dass es nicht einfach ist, trotzdem gibt es genug geile Momente die man teilt, zB gute Shows oder wenn die Platte rauskommt. Das Coole ist, dass man sie zusammen erlebt. Wäre auch schwierig, wenn wir nicht in der Band wären; einer ist 3 Monate auf Tour und der andre sitzt zu Hause, das wäre in jedem Fall schwierig.
Ist es nicht schwer Band und Beziehung so zu trennen, dass nicht einer den andren mitten in der Nacht aufweckt, weil er ne Songidee hat?
Jana: Man kann’s leider überhaupt nicht trennen. So gewisse Meinungsverschiedenheiten, wie ein Song aussehen soll, oder wer den Text zu welchem Song machen darf, kann man nicht, wenn man aus dem Proberaum geht, gleich vergessen. Aber wir arbeiten dran. Auch wenn es immer wieder gekracht hat sind wir ja immer noch zusammen hier.
Wir wollen nicht über Schauspiel reden, dennoch ist diese Herkunft nicht zu leugnen… Jana, was unterscheidet dich und deine Band von den andren Schauspieler/innen die musizieren?
Paule(genervt): Auf die Frage antworten wir echt nicht…
Jana: Naja, aber wie so nicht? Ich versteh das Grundding schon ein bisschen. Aber jedem Horst der vorher sonst was gemacht hat wird zugestanden, dass er Musik machen darf, aber bei mir ist das mit Stolz und Vorurteil belegt… Wir sind gut, weil’s von uns allen ein absolutes Herzensding ist. Ich bin mit solchen Vorwürfen echt vorsichtig, aber es gibt so ein paar, Ashlee Simpson zB… aber selbst wenn die Popscheiße machen, die mir nicht gefällt, vielleicht singen sie trotzdem über Dinge die sie beschäftigen… Ich möchte so lange vor Leuten versuchen Respekt zu haben, wie sie ihre Songs und Texte selber schreiben. Wenn so ne Schauspielerin nur mal eben so das einsingt, was ihr einProduzent schreibt, ist Skepsis berechtig, aber bei uns hat sich das meistens auch erübrigt, wenn die Leute uns mal live gesehen haben und dann schnallen, dass es von Herzen kommt. Da kommt man schon drauf, dass es keine Geldmaschiene ist…
Durch deine Bekanntheit und dadurch dass du die einzige Frau bist, bist du schon allein optisch der Kopf der Band. Wie verläuft da das Songwriting? Du allein? Alle zusammen?
Jana: Da bin ich nicht der absolute Mittelpunkt. Paule schreibt viele Songs. Texte schreibenw ir allein oder zusammen. Ich konnte am Anfang überhaupt keine Instrumente spielen, die Jungs haben die Musik gemacht. Aber irgendwann hat mich das dann mal total frustriert, dass ich mich da so gar nicht ausdrücken kann. Jetzt übe ich mit meiner Gitarre…
Paule: Wir sehen uns als Band und nicht Jana plus… Ich würde auch nie in ’ner Backingband spielen, ich will mich halt einbringen, deswegen schreib ich auch Songs und Texte. Unsere Songs entstehen unterschiedlich. Es gibt welche, die ich mal komplett alleine mache, von vorne bis hinten mit allem Pipapiff. Es gibt auch Songs die entstehen von uns als Band und wir geben sie an Jana weiter: „hier, mach was draus“ und so fitzelt sich das dann zusammen. Es gibt also weder einen Standart weg wie Songs entstehen, noch diktiert einer die Richtung.
Ihr seid lange auf Tour… wie läuft’s?
Paule: Total unterschiedlich. Letzte Woche in Dresden und Leipzig waren super Erlebnisse, wo die Läden rappel voll warn und die Leute echt abgegangen sind.. Hängt halt davon ab in welcher Stadt man spielt, ob der Veranstaltertyp sich darum gekümmert hat ’n paar Plakate zu hängen, Zeitungen bescheid zu sagen… Als kleine Band, und wir sind noch eine kleine Band, haste mit ganz vielen Widrigkeiten zu kämpfen, welcher Wochentag ist oder spielen grad 2 Meter weiter grad Madsen oder so, aber bisher haben wir unsren Spaß gehabt und die Leute glaub ich auch…
Wie kam der Kontakt zu Moses / Gordon zustande?
Jana: Moses war bei einem unsre ersten Gigs, es war wohl der 5. oder 6., in einem total kleinen Laden, in nem S-Bahn bogen. Da waren wir Vorband von ner Ammiband und Moses kannte die. Es waren 5 Leute für die da und wir hatten so 20 Freunde im Schlepptau. Moses fand unsre raue, damals noch sehr lärmige Energie wohl ganz charming irgendwie. Ich hab echt neulich n Tape gefunden von dem Auftritt…
Paule: Ach du Scheiße, echt?
Moses kam dann an und hat uns angeboten n Demo aufzunehmen und seit dem ist er uns echt nicht mehr losgeworden. Aber Moses ist echt so’n herzlicher Mensch, der viel aus Idealismus macht und hat es auch immer für’n sehr fairen Taler gemacht. Generation Fuck sind ja hier auch’n Begriff, für die ja auch.
Jana: eigentlich kennt man Moses nur im GF Sweatshirt…
Paule: Moses hat bei den Aufnamen permanent jeden Tag diese Generation Fuck Kappuze angehabt….
Jana: …deswegen wurde er von uns in Paules Second Handladen noch mal eingekleidet.
Moses wird ja nur gelobt, könnt ihr jetzt mal Arschlochgeschichten über ihn erzählen?
Paule: Über den kann man keine Scheißegeschichten erzählen, der ist der absolute Glücksfall für ’ne Band, und für uns, dass wir ihn zu dem Zeitpunkt getroffen haben.
In einem Song heißt es „Got more questions than answers, got more promlems than money in my bank account“. Habt ihr denn ein paar „Answers“ auf die viel zu vielen „Questions“ gefunden? Oder zumindest genug Kohle um die Probleme zu lösen?
Paule: Leider weder noch! Das Ding ist, wenn man für eine Frage vielleicht ’ne Antwort hat, gehen gleich wieder 4 Türchen auf und man hat schon wieder den Arsch voll zum Nachdenken. Die Zeile ist halt catchy und plakativ, aber eigentlich bringt die Probleme die viele haben einfach auf’n Punkt. Das Leben ist heut zu Tage halt nicht mehr schwarz und weiß. Nicht einfach zu händeln…
…und billig erst recht nicht.
Was hat es mit dem Song „Yuppie Scum“ auf sich? Im Internet findet man Text, den man im Song nicht findet!?
Jana: Auf der EP von vor zwei Jahren, hab ich darauf noch gesungen. Wir wollten unsren ersten Langspieler so ein bisschen wie unser Liveset aufbauen. Mit „Come on, Come on“ ist immer der Song mit dem wir ein Konzert eröffnet, mit “Yuppie Scum” beenden wir’s. Deswegen ist der noch mal mit drauf und cooler aufgenommen. Da gab es einen dieser Eklats: Ich komm aus der Gesangkabine raus und Paule sitzt so da und fand’s so gar nicht geil. Und hatte die Idee das Börsengeplänkel da einzubauen, find ich auch ganz geil, hab mich halt ergeben. Ich fand es mit Singen ganz cool, weil der Text ja auch was zu sagen hat, aber er besteht ja noch in der andren Version, die irgendwann mal total viel Geld wert sein wird (lacht).
Wie weit soll es mit der Band gehen? Wie wirst du weiter machen, Jana, wirst du wieder mehr Schauspielern? Sprich, wird die Band weiterhin aktiv existieren?
Jana: Die Band ist schon Priorität. Schauspielrin wollte ich nie werden. Ich hab die Schule abgebrochen und bin viel gereist, hab gearbeitet und verschiedene Pläne gehabt wie Journalismus zu studieren oder total auszusteigen und auf dem Bauernhof zu leben, aber mein Direktor hat damals gesagt ihr wäre viel zu klein dafür. Ich wollte nur so Leben und das finden, was mich glücklich macht. Und dann bin ich, was ein total toller Schicksalsschlag war, für diese Rolle in „Alaska…“ entdeckt worden. Dann kamen so ein paar tolle Bücher, so wie „Engel und Joe“, die ich unbedingt machen wollte, wo ich mich auch voll reingeschmissen habe. Ich bekam gutes Feedback und ich hab überlegt, ob das vielleicht meine Bestimmung ist, aber schon zwei Filme weiter kam die große Frustration, dass es doch nicht das ist, was ich will. Es ist so passiv, ich kann nur wenig miterzählen. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass ich in den nächsten paar Jahren mal ein Buch daher kommt, was ich unbedingt mit verfilmen will…
Paule: …oder ‚wow, wir drehen in Südafrika, Tailand…’
Jana: …Ja genau, oder es gäbe total viel Geld, da ist man halt mit der Musik unabhängiger. Es ist im Moment eh noch otopisch, wir haben ja alle Jobs nebenher. Aber die Priorität liegt echt bei der Musik und es ist auch schwer zu kombinieren. Im Moment spiele ich nur so kleine Gastrollen über zwei Tage. Oder ich mache Kurzfilme, ohne Geld. Herausforderungen, wo ich mich mal beweisen kann, suche ich zwar, aber im Moment will ich mich erstmal musikalisch weiter entwickeln…
…vielleicht lernst du ja endlich ein Instrument…
Jana: …ich lern doch, ich bin schon total gut, ich kann schon alleine Songs spielen, kannste fragen…
Paule: Naja auf jeden Fall schon besser…
Jana: …ich will ja nicht so virtuos auf der Bühne stehen aber es ist schon eine große Überwindung im Proberaum vor den Jungs, die schon 15 Jahre Gitarre spielen, Ideen vorspielen zu wollen. Aber das zweite Album wird schon irgendwie anders, wir freuen uns…
Paule: Das erste Album sollte uns halt so als Liveband wiederspiegeln, das ist ja auch sehr energetisch und geht nach vorn mit 13 Songs in 30 Min.
Die Songs die jetzt entstehen sind schon etwas komplexer, was nicht heißt, dass wir jetzt Progrock machen, aber, wir wollen die Energie rüberretten und was smarteres machen, das kriegen wir schon ganz gut gebacken. Jana wird sich mehr einbringen, aber sie kann vergessen, dass ich nichts mehr mache…
Jana: Hab ich doch gar nicht gesagt…
Live spielen wir schon Songs, die gar nicht auf dem Album sind. Früher hab ich das immer nicht verstanden, wenn man von ner Band nen Lieblingssong hat und sich ärgert, dass sie ihn nicht spielen, aber inzwischen versteh ich’s, weil sie den so satt haben, die haben sie ja teilweise schon 2 Jahre und sind dem irgendwie entwachsen…
Paule: Ich möchte wirklich mal wissen, was die Rolling Stones denken, wenn sie „painted black“ spielen.
Die kriegen halt ordentlich Gage…
Jana: Es ist halt schwer das wirklich zu spielen. Da geht’s dann schon mal so, dass man den Song einfach nicht mehr kredebil rüberbringen kann. Nach Pausen geht das schon meist wieder, aber grundsätzlich freuen wir uns immer, die neuen Songs spielen zu können…
Neues Album?
Paule: Moses meinte Spätsommer ist drin, aber vorher macht er die Beatsteaks und es ist ja für die’ne wichtige Platte, deswegen wir das nicht im Zeitplan passieren, also wird es für uns früher Herbst und das dauert dann noch, bis es rauskommt…