Interview: Obscura

Hallo Obscura, vielen Dank dafür, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview nehmt. Mein Name ist Matthias und ich bin Schreiberling für ein Online-Magazin. Alles, was Ihr jetzt sagt (beziehungsweise schreibt), kann und wird vorm Leser für oder gegen Euch verwendet werden. Los geht’s:

‚Cosmogenesis’ ist mir Ende November letzten Jahres als ‚Album des Jahres 2009’ angepriesen worden. Mit der sicherlich legitimen Einschränkung, dass das nur im Bereich Deathmetal Gültigkeit hat, kann ich da bislang nicht widersprechen. Wie geht ihr mit solchen Vorschusslorbeeren um?

Die Reaktionen auf unser Album waren wirklich meist grandios, was uns sehr freut. Wir selbst aber können unser eigenes Schaffen wenig einschätzen, da uns der nötige Abstand zu unserer Musik fehlt, um sie aus der Sicht eines Metalfans beurteilen zu können. Mir wurde aber aus diversen Internet-Foren bestätigt, dass wir nicht nur die beste Death Metal Band seien, wir sind demnach auch die beste Power Metal Band mit Blastbeats. Da gibt’s ja sonst nur noch Dragonforce und die sind schlechter, weil langsamer. Die Qualität einer Band nimmt anscheinend exponentiell mit der Anzahl der Beats-per-minute zu. Deswegen ist Deine Einschätzung durchaus gerechtfertigt. Warum sollte denn das, was jemand in ein Forum schreibt, falsch sein. Das muss stimmen, sonst würde man es ja nicht schreiben.

Sicherlich ist das hier nicht das erste mal, dass euer Album mit ‚Individual Thought Pattern’ oder ‚Symbolic’ verglichen wird. Aber ebenso sicher dürfte auch sein, dass nicht nur Chuck Schuldiner euch mit geprägt hat. Wo seht ihr selbst noch die Wurzeln von OBSCURA?

Vor allem „Human“ war ein wichtiges Album. Die Death-Einflüsse können wir schlecht leugnen, da sie am offensichtlichsten sind, aber auch Green Day, Metallica und Anal Cunt sind nicht zu verachten. Wer den Artikel in der letzten Ausgabe der Legacy gelesen hat, weiß das.
Ernsthaft nun: Uns wurde oft attestiert, dass wir nach Necrophagist klingen und obwohl Chris und ich bei dieser Band spielten, sind doch recht wenig Einflüsse auf „Cosmogenesis“ verarbeitet worden. Oft werden wir auch mit Bands verglichen, die wir noch nie gehört haben. Ein wirklich großer Einfluß ist Cynic. Weniger offensichtliche Einflüsse sind Dissection, Emperor und Iron Maiden, drei der wichtigsten Bands für uns.

Das gesamte Genre Deathmetal ist momentan im Wandel, das „Schreckgespenst“ Deathcore geht um. Musikalisch würde ich euch hier absolut freisprechen, aber wie sieht das bei Konzerten aus? Spielt ihr eher auf reinen Metalshows, oder ist auch da der Trend erkennbar, dass sich immer mehr „Core“-Bands einschleichen?

Das kommt darauf an. In den USA gibt es kaum noch Konzerte, wo nur Death Metal Bands spielen. In Deutschland dauert alles ca. 10 Jahre länger, d.h. so langsam gibt es auch hier Death Core Bands. Natürlich scheut der geneigte Death Metal Purist jegliche Genre-fremde (asoziale) Elemente wie der Papst die Protestanten, und auch ich bin dafür, jede Band, die nicht nach Hate Eternal klingt, sofort zu steinigen.

Wie kam die Idee zu den Gastmusikern auf eurer Scheibe? Wie ist der Kontakt entstanden?

Eigentlich wollten wir Paul Masvidal als Gastsolist auf dem Titeltrack haben, der hatte aber keine Zeit. Das Demo, das wir ihm in die Hand gedrückt haben, hat dann wiederum Tymon gehört, der spontan ein sensationelles Solo auf „Choir of spirits“ eingespielt hat. An der Stelle war gar kein Solo geplant, aber es wäre Frevel gewesen, es abzulehnen, weil es echt genial ist. Dann hatten wir aber folglich im Titeltrack kein Solo und die Aufnahmen waren weitestgehend abgeschlossen. Da hatte unser Bassist Jeroen die Idee, Ron Jarzombek von Watchtower zu fragen, ein außergewöhnlicher Musiker. Der hatte dann schon drei Tage später das Solo fertig. Es ist eine Ehre, diese tollen Musiker auf unserem Album zu haben.

Im April steht eine ausführliche US-Tour an. Mit wem geht ihr da an den Start, und viel wichtiger, wann gedenkt ihr durch Deutschland zu touren?

Wir sind im April mit Cannibal Corpse in den USA unterwegs. Noch als Support dabei sind The Faceless und Neuraxis.
In Deutschland werden wir vermutlich auf dem ein oder anderen Festival zu sehen sein, zudem ist eine Euro-Tournee im Herbst geplant, die auf jeden Fall einige Termine in Deutschland beinhaltet.

Soviel hierzu, nun die Pflichtübung: zehn Fragen, die in meiner Interviewreihe immer die selben sind: Kreuzfeuer.

Zu Hause:
01.)
Wie schreibt ihr eure Songs? Hat irgendwer die Initialidee, oder kommt das ganze eher aus dem Spielen heraus, oder doch ganz anders?

Jeder sammelt seine Ideen und schreibt sie mit einem Tabulaturprogramm auf. Dann schicken wir die einzelnen Fragmente per Email jeweils an jedes Bandmitglied, damit dann jeder an den Ideen der anderen feilen kann. Am Schluß schicken die anderen alle Ideen zu mir und ich füge sie zu einem Song zusammen. Das läuft nicht immer so, aber oft. Im Proberaum arbeiten wir gar nicht an Songs, da feilen wir nur am Zusammenspiel.

02.)
Was tut ihr neben Musik machen in Eurer Freizeit noch so?

Fahrrad fahren, Schwimmen, Shopping und natürlich Girls, Girls, Girls.

03.)
Ist OBSCURA Beruf, Berufung, oder Hobby?
Alles drei, wenn man’s genau betrachtet.

Unterwegs:
04.)
Vegan, Straight, oder doch eher Sex, Drugs und Rock n Roll? Wie sieht euer perfektes Catering aus?

Wir essen nur, was eine Mutter und einen Vater hatte. Aber auch ein Kohlkopf hat Persönlichkeit. Mit Alkohol und Drogen ist nix, weil wir dann unsere Songs nicht mehr spielen können.

05.)
Wenn ihr es aussuchen könntet, wer wäre auf euerer Headliner/Support-Tour die favorisierte Support/ Headliner-Band?

Headliner kämen alle Bands in Frage, die einen großen Namen haben und zahlungskräftige Fans mitbringen. Aber am liebsten wären mir Iron Maiden, Judas Priest, Dream Theater oder Opeth. Als Support lande ich wieder bei Iron Maiden und Judas Priest. Das ist aber wenig realistisch. Daher tendiere ich zu Bands, die ich selbst sehr mag, wie z.B. Alarum.

06.)
Was war das bisher größte Tour/Live-Erlebnis, das Euch passiert ist?

Nachdem wir in der aktuellen Besetzung erst wenige Shows bestritten haben, kann ich diese Frage wohl erst nach der USA Tour beantworten. Ich denke aber, Montreal wird der Hammer.

Merkwürdiges:
07.)
Ihr seid auf einer einsamen Insel gestrandet, und euer I-Pod ist kaputt. Er spielt nur noch einen (nicht-eigenen) Song ab. Welchen?

„Fire“ von Scooter. Das ist die gerechte Strafe dafür, dass wir Musik in solch einem schäbigen Medium wie MP3 hören. Ich denke, jeder Song nervt, wenn man ihn dauernd hören muss.

08.)
Wenn ihr als Band noch mal komplett von vorne anfangen könntet, was würdet ihr anders machen?

Nichts, da alles fast besser läuft, als wir uns das vorgestellt haben.

09.)
Wie viel bedeutet euch das, was ihr tut? Wo liegen die Grenzen?

Uns bedeutet Musik machen wirklich unendlich viel, ein Leben ohne Musik kann ich mir nicht vorstellen. Die Grenzen liegen immer da, wo man einem anderen mit dem was man tut, in irgend einer Weise Schaden zufügt. Daher geht Studium, Ausbildung, Beruf immer mit dem was wir als Band tun, einher.

Die alles entscheidende Frage:
10.) Wenn es eine Frage gäbe, die ihr schon immer gestellt bekommen haben wolltet, die aber niemals gefragt wurde, wie würde sie lauten und was wäre die Antwort?

Stimmt es, dass ihr jetzt alle Reich seid, weil ihr jetzt einen dicken Plattenvertrag habt?
Antwort: Nicht der Plattenvertrag ist entscheidend, es kommt auf die Anzahl der Noten an, weil wir nach Einsatz bezahlt werden. Daraus kann man ableiten: Je technischer und schneller die Musik, umso reicher die Musiker. Deswegen sind Wir und Braindrill die reichsten Bands, die es gibt.

Vielen Dank und für die Zukunft natürlich alles Gute!

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