1997 – A Better View Of The Rising Moon

Mit ‚A Better View Of The Rising Moon‘ liefern 1997 das so ziemlich unschuldigste Rock-Pop-Album ab, das mir jemals unter die Fittiche gekommen ist. Die aus Chicago stammende Band zeigt eindrucksvoll, dass man mit ein paar grazilen Melodien oftmals mehr erreichen kann als mit der obligatorischen Bratpfanne vor die Stirn. Wer das nicht glauben kann oder will, der muss sich halt selbst davon überzeugen und mal bei Myspace reinhören.

Schon der Start des Albums ist überwältigend und ungewöhnlich zugleich: nach kurzem Intro, in dem die Gitarren kräftig durchröhren, setzt ein Xylophon ein, und mit seichtem Bass und Schlagzeug zeigen Frontmann Kevin Thomas und seine gesanglich ebenbürtige Keyboarderin Alida Marroni, wie schön harmonische Mischgesänge sein können. Dieses Konzept setzt sich konsequent durch die gesamte Scheibe durch, ohne auch nur ansatzweise zu langweilen. 1997 paaren gekonnt poppige Cleangesangpassagen mit nach vorne rockenden Gitarren, haben ein Gespühr für Ohrwurm-Refrains, und insbesondere die zweistimmigen Gesänge lassen oftmals aufhorchen.

Will man 1997 mit irgendwelchen Bands vergleichen, so fallen mir auf anhieb The Lemmonheads, Taking Back Sunday oder Farside ein, aber auch die namensgebende Idee der Band lässt sich durchaus in den Songs sehen. Diese begründet sich nämlich darin, dass im Jahr 1997 viele der inspirirenden Bands sich gegründet, ihr bestes Album herausgebracht oder ähnliches getan haben, wie beispielsweise Jimmy Eat World, The Promise Ring, The Appleseed Cast, etc.. Aber wie dem auch sein mag, 1997 klingen keinesfalls wie eine billige Kopie irgendeiner dieser Bands, sondern haben einen ganz eigenständigen Charakter, der auch ohne brutale Verzerrung, ohne Geschrei und ohne Klischees auskommt und verzaubert. Mit einer ansehnlichen Liste von eher ungewöhnlichen Instrumenten (Ukulele, Mandoline, Banjo, Mundharmonika und Cello) werden die Songs gezielt nochmals auf eine ganz eigene Art gewürzt, wie es sich sonst nur wenige Bands trauen. Aber dieser Mut macht sich durchaus bezahlt.

Die Produktion von ‚A Better View Of The Rising Moon‘ ist durchweg positiv zu bezeichnen, kräftig in den Bässen, durchsetzungsstark in den Höhen, ohne weh zu tun, der Gesang steht für Popmusik typisch ein ganz wenig vor den Instrumenten, allerdings nicht zu sehr, als dass dieses als störend empfunden werden könnte. Anspieltipps gibt es in dem Sinne eigentlich keine, da das ganze Album in sich stimmig ist und kein Song in besonderem Maße überragend im Vergleich zu den anderen klingen würde, den größten Rockfaktor weisen meiner Ansicht nach allerdings der Opener ‚Water´s Edge‘, ‚Hey Darlin´‘ sowie ‚Enough Is Enough‘ auf.

Mit 1997 haben sich Victory Records wieder mal eine ganz besondere Band ins Haus geholt, die zwar eher untypisch für das restliche Programm des Labels ist, aber durchaus den guten Riecher unterstreicht, den diese seit geraumer Zeit an den Tag legen. Steht hinten Victory drauf, kann man fast schon blind zugreifen, und das gilt auch für 1997.

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