Segen und Fluch in einem… Dieses Bildnis ist wahrscheinlich jedem ein Begriff, aber in welchen Bereichen ist es denn auch aussagekräftig?
Und warum komme ich darauf, diese Rezension so zu beginnen?
Segen und Fluch zugleich, dass ist beispielsweise: Alkohol trinken können, ohne besoffen zu werden / ein Auto fahren, das wegen seiner geringen PS-Leistung nur wenig Sprit verbraucht / Progressiv-Powermetal machen, und dabei zugunsten des druckvollen Songwritings auf virtuose Gitarrenlinien verzichten… Ahja, da haben wir es ja schon…
Und hier der eigentliche Start der Rezension! PAGAN´S MIND haben eine neue Scheibe am Start… Geboten wird hier lupenreiner Progressiv-Powermetal der feinen Art, die es versteht, kraftvolles Stakkato-Riffing mit klassischem Metal-Gesang, wilden Keyboardläufen, einer soliden Bass-Basis und tightem Drumming zu verbinden, ohne dabei wirklich wichtigtuerisch zu wirken, durch endlos lange Solo-Duelle zu langweilen oder einfach nur so deftig auf ihren Instrumenten herumzufliegen, dass einem die Gehörgänge aus der Ohrmuschel springen. Das bringt diesem Genre eine Extraportion Rockfaktor ein, die einzelnen Songs werden angenehm hörbar und gehen nach vorne. Nachteil daran ist: man fragt sich nach dem Warum. Warum macht man so eine Art von Musik, wenn man das, was die Musik im eigentlichen ausmacht, dann doch weglässt. Ist es schlicht und ergreifend spielerisches Unvermögen an den Instrumenten, oder Absicht? Ist PAGAN´S MIND überhaupt bewusst, dass sie durch diese eher simple Art der Gitarrengestaltung schon nach dem dritten Song am Stück beginnen, langweilig zu werden, da nichts Aussergewöhnliches passiert? Wir wissen es nicht, unterstellen aber mal grundsätzlich keine böse Absicht oder Unfähigkeit (denn ihr Talent an den Instrumenten zeigen sie trotz der grundsätzlich eher rhythmisch orientierten Riffings das ein oder andere mal), sondern gehen eher davon aus, dass die Band ihre Songs immer nur als Einzelstücke betrachtet hat, und die sind in der Regel durchaus gefällig und rockig. Nur eine ganze Scheibe davon an einem Stück saugt!
In einer „kleinen Redaktionssitzung“ und dem allgemeinen Brainstorming zu diesem Album vermerkte Carsten, warum man denn dieses Album hören solle, wenn man genauso gut ‚Operation Mindcrime’ von Queensryche hören könne… Gute Frage! Abgesehen von dem Argument, dass man ja gelegentlich auch mal ein wenig Abwechslung braucht, dass ‚God´s Equation’ deutlich fetter produziert wurde (übrigens von keinem geringeren als Rammstein-Reglerschieber Stefan Glaumann) und dass es eher dem aktuellen Hörbild entspricht, ist auch mir bislang nichts als treffende, überzeugende Antwort eingefallen. Daher belasse ich es dabei, dass diese Scheibe zwar ein paar nette Einzelsongs abliefert, durch ihre ungezwungene Art mal wieder mehr Lust auf klassischen Heavy Metal geweckt hat, ansonsten aber sicherlich nicht dauerhaft in der Rotation bleiben wird. Dafür werde ich mich bei Gelegenheit mal auf die Suche nach alten Helloween-Scheiben machen und o.g. ‚Operation Mindcrime’ rauskramen! Und dafür danke ich PAGAN´S MIND!

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