DESPAIRATION bringen mit ‘A Requiem In Winter´s Hue’ ihr insgesamt fünftes Album heraus, jedoch sind seit der letzten Veröffentlichung satte vier Jahre vergangen. Sie selbst sehen sich im Bereich Melancholic Rock angesiedelt, und so grob würde ich dem auch erstmal zustimmen. Rockig angehaucht sind die Songs, und auch leicht melancholische Stimmung wird erzeugt, aber irgendwie hat die Scheibe ihre Ecken und Kanten.
Dass das Material, welches auf dem neuen Album geboten wird, recht sperrig klingen dürfte, sollte spätestens dann klar geworden sein, wo man in der Pressemitteilung von Vergleichen mit Porcupine Tree, David Bowie oder Anathema lesen konnte. Der musikalische Tiefgang, den die elf Songs erreichen, kann sich allerdings mit diesen Bands nicht im Mindesten messen, und wenn wir schon beim bildhaften Tiefgang sind, dann wage ich es, leicht provokativ von musikalischem Auf-Grund-Laufen zu sprechen. Die Instrumentierung mag auf Gothic getrimmt sein, Basis der Songs sind zumindest immer Gitarre und Piano, mit schwülstigen Gesängen versetzt und durch grundsolide Schlagzeugarbeit in Zaum gehalten, aber bei einem Gothicrock-Song Strophe und Refrain unerwartet und ohne jeden ersichtlichen Grund in Dur erschallen zu lassen, ist nicht nur grob fahrlässig, sondern grenzt schon an unverschämter Absicht, den Hörer zu demotivieren. Es entzieht sich meinem Musikverständnis, wie man krampfhaft versuchen kann, eine bestimmte Emotion in der Strophe aufzubauen, um diese dann im Refrain, wo man als Zuhörer bereit ist, sich fallen zu lassen, in sich zusammenstürzen zu lassen. Das ist wie in schlechten Comedy-Shows, wo ein Horrorszenario gezeigt wird, und hinter der finster aussehenden, irre quitschenden Tür steht dann das Kasperle und verhaut das Krokodil…
Die Songs auf ‚A Requiem In Winter´s Hue’ sind auf eher ungewöhnliche Art entstanden. Dadurch, dass die Band inzwischen quer über Deutschland verteilt ansässig ist, wurden die Songfragmente, Ideen, Texte etc. mittels Internet hin-und hergeschickt, Ideen ausgetauscht, Verbesserungsvorschläge eingereicht, ehe man sich dann auf Endversionen einigte. Das mag unter Umständen auch erklären, wie es diese Songs geschafft haben, so dermaßen unausgeglichen und wenig zusammenhängend zu klingen, und das nicht nur über die Einzeltracks verteilt, sondern auch in sich selbst.
Positiv zu vermerken ist die klare Aufnahme der Scheibe sowie der grundsolide Gesang, aber das kann über die eher unspektakuläre Musik dann leider auch nicht lange hinwegtrösten. Das sich DESPAIRATION mit Anathema oder Porcupione Tree vergleichen, kann eigentlich nur ein trauriges Beispiel für Selbstüberschätzung sein. Weder spieltechnisch noch kompositorisch ist ein auch nur ansatzweise ähnliches Level zu erkennen, und nur, weil die Songs bei fast niemandem auf Verständnis treffen, ist das noch lange kein Beweis für Progressiv-Musik. In diesem Fall liegt das eher an den fehlenden Zusammenhängen, die die Songfragmente haben. Wer trotzdem ein Ohr riskieren will, sollte sich vorm Kauf auf den einschlägig bekannten Seiten zumindest eine grobe Vorstellung dessen verschaffen, was auf einen zukommt…