THE VAINE ist eine noch recht junge Band aus Australien, die mit ihrer Scheibe ‘It´s a disease’ nach einer Debüt-EP bereits ihr zweites Release vorweisen können. Musikalische Vorbilder? Ja, ganz deutlich, aber irgendwie wird doch jede Band, bei der eine Frau Kreischgesang macht, entweder mit Walls of Jericho oder mit Arch Enemy verglichen, oder?
Ehrlich gesagt, hinkt dieser Vergleich allerdings ein wenig, denn viel mehr Parallelen kann man zu den aus Hollywood stammenden In This Moment finden, zumindest in musikalischer Hinsicht. Frontschreihälsin Shelley, die noch nicht einmal zwanzig Jahre alt ist, variiert zwischen ziemlich gequält klingendem Schreien und Gröhlen bis hin zu kräftigen, vollmundigen Cleanvocals. Dieses wird mit modernem Metalriffing, irgendwo zwischen Machine Head und Hardcorebands wie As I Lay Dying angesiedelt, meist in Form von Stakkatos untermalt.
Die Gitarren hätten insgesamt etwas mehr Pfund vertragen können, insbesondere die Leadgitarren klingen stark nach Midieffekt, ansonsten ist die Scheibe aber recht gut zusammengeschustert, ohne dabei aber an klangliche Qualitäten von anderen Genregrößen heranreichen zu können. Verstärkt wird dieser Eindruck gerade beim Opener ‚Aim And Fire’, der zwar dem üblichen Riffing auszubrechen versucht durch ungewöhnliche Akkordintervalle, dabei allerdings leider qualitativ verliert und keine Wirkung erzielt. Viel besser sieht das dann auch schon aus, wenn die gängigen Musikklischees erfüllt werden. Der eher mittelmäßige Schreigesang wird durch die Cleanvocals weit in den Schatten gestellt. Die sauber gesungenen Parts stehen THE VAINE so viel besser zu Gesicht, dass man sich ernsthaft fragen muss, was man den Jungs und Mädchen in die Ohren gesteckt hat, damit sie dieses nicht selbst bei Zeiten erkannt haben und auf das Geschrei verzichten wollten. Vermutlich aus dem nahe liegenden Grund: eine schreiende Frau ist derzeit ein gutes Verkaufsargument.
‚It´s a disease’ ist ein ganz nettes Album, das leider keine Highlights setzen kann, allerdings auch nicht total durchfällt. Freunde von In This Moment, Walls Of Jericho und Konsorten können gefahr- und bedenkenlos zugreifen, allerdings lediglich nur dann, wenn sie nach einer weiteren Band suchen, die auf diesen schon bekannten Pfaden wandelt. Genauso gut kann man sich aber auch ‚Beautiful Tragedy’ anhören, denn da sind die Gitarren etwas fetter, die Melodien irgendwie immer einen Hauch eingängiger und das Geschrei kraftvoller. Nichtsdestotrotz sollte man THE VAINE im Auge behalten. Die Band kommt im Laufe des Jahres voraussichtlich irgendwann auch auf deutsche Bühnen. Vielleicht kann das Quintett ja live das ausbügeln, was auf der Scheibe ein wenig verloren geht…

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