Höflich, höflich. “Willkommen im zweiten Kapitel, danke fürs Seite umschlagen. Wir erkennen Euch hiermit als einzigen Grund für unseren Fortschritt an.“ So erschallt es munter aus den Boxen. Es wird also zunächst munter drauflosgedankt auf dem neuen Album von A DAY TO REMEMBER. Das wäre gar nicht nötig gewesen. Vielmehr möchte ich ihnen für dieses neue Album danken. ‚For Those Who Have Heart’ ist eine deutliche Weiterentwicklung zu dem schon beeindruckend guten Vorgängerdebüt ‚And Their Name Was Treason’. Hatte man auf dieser Scheibe noch gelegentlich das Gefühl, die Herren aus dem sonnigen Ocala in Florida wüssten nicht so ganz genau, in welchen Wassern sie denm nun schwimmen wollen würden, so ist nun mehr denn je klar: sie fühlen sich sowohl im Pop als auch im Mosh wohl.
Hört man eine A DAY TO REMEMBER – Platte, so hat man immer ein wenig das Gefühl, da wären mindestens zwei Bands gleichzeitig in ein und demselben Studio gewesen, und der Produzent hätte das Ganze dann gekonnt zusammengemischt. Auf ‚For Those Who Have Heart’ allerdings wird einem bewusst, dass so und nicht anders die Songs klingen müssen. Poppige Emo-Songs treffen auf metallische Beatdown-Moshparts, und das in teilweise so abrupten Wechseln, dass man kräftig durchgeschüttelt wird, sozusagen von butterweich auf granithart innerhalb von nur einem Herzschlag. Der etwas merkwürdig anmutende Klang des letzten Albums ist scheinbar erkannt und ausgemerzt worden. Kraftvoll und wohldosiert knallen einem die Gitarren entgegen, das Schlagzeug hat herrlich viel Raum, der Gesang liegt mitten im Gesamtklang, lediglich der Bass versteckt sich für Emocore fast typisch etwas hinter den Gitarren.
Singalongs gibt es auf dem Album zur Genüge, so man denn die teilweise etwas höheren Passagen stimmlich erreicht, aber selbst ohne diese Stellen ist noch enorm viel Potential zum Mitbrüllen übrig. A DAY TO REMEMBER scheinen noch die ein oder andere Rechnung mit Neidern bzw. Leuten, die ihnen übel nachreden oder Dinge misgönnen, offen zu haben, denn textlich geht es viel um falsche Freunde, ausgesprochene Warnungen und die Tatsache, dass sie es bisher aus eigener Kraft so weit geschafft haben und ihren Weg gehen werden („Mark my words. We´re taking over the world“ aus ‘A Shot In The Dark’).
Wer auf das bisher beste Emo-Mosh-Album des Jahres gewartet hat: bitte sehr, da ist es. Natürlich kann in 2007 noch jede Menge passieren, aber es steht jetzt schon so gut wie fest, dass sich A DAY TO REMEMBER mit diesem explosiven Gemisch aus Gefühlen und Gewalt in den Olymp der Emocore-Bands katapultiert haben dürften und es noch ein Weilchen dauern könnte, bis ein ähnlich hochwertiges Album erscheint. Bis die Jungs nach Deutschland auf Tour kommen, wird es leider wohl noch eine Weile dauern, aber zur Überbrückung kann man sich auf Myspace den Videoclip zu ‚The Plot To Bomb The Panhandle’ (inkl. Mosh-Anleitung) anschauen, sehr amüsant. Bisher die beste Scheibe des Jahres in diesem Genre.