Ist das jetzt der endgültige Beweis für den lange schon vorgeworfenen Ausverkauf der Szene? Ich denke nein, würde aber jedem beipflichten, der behauptet, dass AIDEN sich verfranst haben.
Selten hat man so frische, unverbrauchte Songs gehört wir auf dem Vorgängeralbum ‚Nightmare Anatomy’, und nicht wenige waren der Meinung, dass der Bandname nicht nur zufällige Ähnlichkeit mit dem einer britischen HeavyMetal-Kultkapelle hat. Wenn dem so gewesen ist, sollten sich AIDEN Gedanken über einen Namenswechsel machen, vielleicht „Illers“ oder „Anz Erdinand“ ?!?
Es ist sicherlich schon erkennbar: musikalische Parallelen zum Vorgänger sucht man hier fast vergeblich. Das so häufig verwendete melodische Gitarrenspiel im Wettstreit miteinander musste halbgaren, wiederholt aufgebrühten Weichspühlakkorden und mittelverzerrten Zupfmustern weichen. Begleitet wird diese keinesfalls neue Art des Songwritings von ebenfalls bereits gehörten tanzbaren Pop-Beats vom Schlagzeug, und auch der bislang eher frech und ungezwungen wirkende Gesang ist derart glattgebügelt, dass man das Gefühl hat, mit einer gänzlich anderen Band konfrontiert zu werden. Der Blick auf den CD-Druck sowie das Bandfoto lassen aber alle Zweifel verfliegen. AIDEN 2007 klingen anders.
Ein knapp zweiminütiges Klavierstück mit hallversetztem Gesang dient als Intro. Der Titel ‚The Opening Departure’ könnte trefflicher weise auch als Anfang vom Ende bezeichnet werden… Eine unspektakuläre, nichtsdestotrotz tanzbare Nummer folgt als erster ernstzunehmender Song, kann aber nicht überzeugen. Besser kommt da schon die Emorock-Nummer ‚Teenage Queen’ rüber, und wenn man nicht eigentlich etwas völlig anderes von AIDEN erwarten würde, dann könnte das Lied mit dem eingängigen Refrain durchaus als Hit tituliert werden. Im weiteren Verlauf dann ein paar Midtempo-lastige ProgRock-Stücke voller zweifelhaften Pathos (nicht zu verwechseln mit Patros, denn das ist Käse zum Essen, wohingegen die Songs eher Käse zum Hören sind), bis dann mit ‚Son of Lies’ endlich das erste mal die unbeschwerte Punk-Allüre zum Vorschein kommt, die AIDEN auf ‚Nightmare Anatomy’ so hervorragend zelebriert haben. Es folgen noch drei eher durchschnittliche Songs, wovon der Abschlusstrack ‚The Sky Is Falling’ zumindest noch mal in der letzten Minute etwas bessere Stimmung aufkommen lässt.
Produktionsseitig ist diesem Album nichts vorzuwerfen, und obendrein werden durch Keyboards, Klaviereinlagen und Synthesizer auch massig Klangteppiche ausgerollt, die der Scheibe eine Dichte und Atmosphäre verschaffen, die zurzeit von vielen Bands angestrebt, aber nur selten erreicht wird. Schade nur, dass sich AIDEN irgendwie nicht logisch weiterentwickelt haben, sondern eher den Eindruck vermitteln, entweder ein bis zwei Alben einfach übersprungen zu haben, oder aber nach dem Motto „jetzt oder nie“ ein dickes Stück Kuchen abhaben wollen. ‚Conviction’ ist definitiv eine runde, gelungene Scheibe, aber halt nicht das, was man von AIDEN hören wollte. Trotzdem werden sie mit diesem Werk ihren Weg nach oben fortsetzen können, ihre Fanscharen vergrößern und bis zum nächsten Album eventuell sogar den Sprung in die Major League schaffen. Vorraussetzung hierfür ist dann aber, dass sie einen nicht noch mal so derbe vor den Kopf stossen.