Alkaline Trio – Remains

Wenn man Abschied nimmt, bleibt immer etwas zurück, Gutes und Schlechtes. ALKALINE TRIO, jenes melancholisch-düsteres, minimalistisch-puristische, in der Punk- und Emo-Szene geschätztes Triumvirat aus Chicago, ist im Begriff zu gehen; vom Indie „Vagrant“ zum Major „Epic“. Und wie es sich für nette Menschen gehört, bedanken sie sich für die schöne Zeit mit einer CD, die den Namen „Überbleibsel“, heißt eine Sammlung von B-Seiten, nicht verdient.

Der Kritiker eines kleinen Online-Magazins hat es bisweilen schwer, weil er oftmals Zeit und Energie in die Bewertung von Platten stecken muss, die ihn zwar nicht unbedingt missfallen müssen, die er sich jedoch nicht zwangsweise kaufen würde. Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel. Insofern an dieser Stelle eine Rezension zu einer CD, die bereits seit einem Jahr käuflich zu erwerben ist, jedoch erst vor einer Woche meiner Sammlung einverleibt wurde und seitdem ständig in einem Wechselmedium meiner Wahl rotiert, was nicht daran liegt, dass ich nichts anderes besäße.

Spät in meinem Leben bin ich auf AK3 gestoßen, sodass ich in kurzer Zeit viel nachzuholen hatte. Sind meiner Ansicht nach die Frühwerke „Goddamnit!“ und „Maybe I´ll Catch Fire“ auf „Asian Man Records“ auch als solche zu bewerten, so konnte man seit der Vertragsunterzeichnung bei „Vagrant“ und der Veröffentlichung von „From Here To Infirmary“ davon sprechen, dass das kongeniale Songwriter-Duo Matt Skiba und Dan Andriano seinen eigenen und unverwechselbaren Stil gefunden hatte, der auf den Folgeveröffentlichung „Good Mourning“ und „Crimson“ seinen Höhepunkt erreichte. Morbid-schöne, einfache, aber geschätzte Melodien, die Emotionalität wecken, in sich jedoch immer Punk geblieben sind. Aus dieser Epoche nun stammt das vorliegende Sammelsurium von insgesamt 22 Tracks, welches in einem dicken, mit Songtexten und Liner-Notes versehenen Digi-Pack geliefert wird, dem nebenbei auch eine DVD mit einer Tourreportage und mehreren Musikvideos beiliegt.

Enthalten sind so z.B. das großartige „Hell Yes“ inklusive der B-Seite „My Standard Break From Life“ in der Original-Version, die bei „Lookout“ als Single erschien sowie mehrere Sampler-Beiträge für „Asian Man“, „Side One Dummy“, „Vagrant“, „Thick“ und „Fat Wreck“, etwa die erwähnenswerte Punk-Nummer „Warbrain“. Weiterhin befinden sich sämtlich Beiträge des Trios zu den beiden Splits mit ONE MAN ARMY (BYO Records) und HOT WATER MUSIC (Jade Tree Records) auf dem Silberling, darunter die genialen Cover „Wait For The Blackout“ von THE DAMNED und „Rooftops“ von HWM, das einst auf deren Longplayer „No Division“ erschien. Aus der „Crimson“-Zeit stammen die B-Seiten für „Time To Waste“ und „Mercy Me“, darunter etwa das ungewöhnliche „Don´t Say You Won´t“, welches sehr an poppige Stücke von CURE erinnert. Abgerundet wird das Ganze mit drei Live-Aufnahmen aus Hollywood, die man sich jedoch meiner Meinung nach hätte sparen können, weil sie nicht in den Gesamtcharakter passen und somit das Gefühl zerstören, „Remains“ sei ein eigenständiges Album und nicht eine Kompilation. Naja, wumpe!

Diese CD sei allen empfohlen, die es mit dem ALKALINE TRIO aufnehmen wollen, denn sie eignet sich nicht nur für Fans, sondern auch für solche, die es werden wollen.

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