Es ist schwierig, ein so emotionales Album wie ‚Twelve Small Steps, One Giant Disappointment’ rein sachlich zu betrachten und zu bewerten, deswegen seien ein paar Vorworte gestattet.
Mit ihrem dritten Studioalbum verabschieden sich die Bad Astronaut´s von ihrem Publikum, und selbst dieses Release stand eine ganze Zeit lang auf der Kippe. Frontmann Joey Cape (Lagwagon / Me First and the Gimme Gimmes) befand die Songs für nicht gut genug, um veröffentlicht zu werden, das Songwriting schien im nicht abgeschlossen, obwohl die Schlagzeugtracks bereits aufgenommen waren. Da er selbst in Arbeit zu ersticken drohte, legte er das Album auf Eis, bis im März 2005 völlig unerwartet der Schlagzeuger und zweite Songwriter Derrick Plourde entschied, sein Leben zu beenden. Dieser Schicksalsschlag bewegte Joey dazu, das Album fertig zu stellen, um seinem Freund Derrick eine letzte Ehre zu erweisen, aber für ihn stand nun fest, dass dies das letzte Bad Astronaut-Album sein würde…
Soviel zur Vorgeschichte zu diesem Album. Wie man daraus erschließen kann, sind die Songs teilweise vor, teilweise nach dem Dahinscheiden von Schlagzeuger Derrick Plourde entwickelt worden, und ähnlich zerrissen klingt das Album auch. Manche Songs erhalten so unvermittelt einen melancholischen Touch, dass man verwirrt zurückspult, um herauszufinden, ob man eine Sequenz überhört hat oder die CD gesprungen ist.
Die Aufnahme an sich geht für ein Independent-Rock-Album völlig in Ordnung. Schlagzeug und Bass harmonieren wunderbar zusammen, und auch die eher untypische restliche Besetzung mit zwei Gitarren, Cello, Synthesizer und Keyboards fügt sich zu einem homogenen Ganzen zusammen. So sind es dann auch die eher untypischen Sampling- und Keyboardklänge, die Bad Astronaut zu einem Exoten auf Fat Wreck machen. Der Soundteppich, der dadurch gelegt wird, umfasst jegliche Frequenzbreiten, liegt aber verstärkt im höhenlastigen Bereich. Musikalisch also eine Punkrock-Variante von frühere R.E.M.-Alben.
Auf Myspace gibt es mal wieder richtig schicke Pre-Listenings zu dem Album auf die Ohren, damit nicht jeder Lagwagon-Fan blindlings eine CD kauft, die hinterher so fast gar nicht nach Punkrock klingt. Mit ‚Twelve Small Steps, One Giant Disappointment’ legen Bad Astronaut ein würdiges letztes Album und damit eine Scheibe in Gedenken an ihren Schlagzeuger Derrick Plourde vor. Sicherlich keine alltäglichen Klänge, aber gerade deswegen ein Album zum Hinhören.