Seien wir ganz ehrlich und machen uns nichts vor: wer Grindcore nichts abgewinnen kann, ist in diesem Artikel völlig falsch. Und man muss schon zumindest extremer Musik im allgemeinen zugeneigt sein, um ein Ohr zu riskieren, denn Birdflesh sind musikalisch erbarmungslos. Wenn man zu den obigen Voraussetzungen auch noch die nötige Portion Selbstironie und tiefstschwarzen Humor mitbringt: willkommen auf Mongo Musicale. Ganz nebenbei: Birdflesh kommen aus Schweden!
Auch, wer nicht allzu gut in Mathematik ist, kann (Achtung, Wortwitz) schnell feststellen, dass bei einer Gesamtspielzeit von 34:13 Minuten auf 25 Songs nur eine durchschnittliche Songlänge deutlich unter 2 Minuten herauskommt. Birdflesh machen keine unnötigen Songaufbauten, wenn man nicht auch direkt losprügeln kann, bis der Arzt kommt. Das machen sie auch recht gerne und häufig. Vom Riffing her sind die Songs dann auch eher simpel gestrickt, auf dass man beim Tempo des Schlagzeuges mithalten kann. Der Gesang wechselt zwischen tiefem Gegruntze und hohem Gekreische hin und her, ähnlich wie es Genre-Kollegen Macabre auch tun. Insgesamt kann man zwischen diesen beiden Bands sowieso recht gute Parallelen ziehen, nehmen doch beide das, was sie tun, nicht so bierernst, wie es die Herren Zensoren doch gerne sehen würden. Keine Frage, die Texte sind sicherlich in gewisser Weise gewaltverherrlichend, aber auf eine Art und Weise, wie es Braindead (der Splatterfilm schlechthin von Starregisseur Peter Jackson) etwa auch ist, mit sehr viel ganz derben Humor und Sarkasmus.
Ein Blick auf das Bandfoto reicht eigentlich schon aus, um festzustellen, dass die Herren ganz viel Spaß an dem haben, was sie tun, und auch der ein oder andere Song auf ‚Mondo Musicale’ zeigt, dass die Songs nicht nur aus dem Bauch, sondern auch aus der Lachmuskulatur geschrieben werden. Wer bei ‚Dancefloor dismemberment’, ‚Nightgrinder’ oder ‚Victims of the cat’ nicht zumindest ein kleines Grinsen ins Gesicht gezaubert bekommt, der muss schon einen verflucht schlechten Tag hinter sich haben (immer natürlich vorausgesetzt, man kann überhaupt mit dieser extremen Form von Musik etwas anfangen).
Was soll man noch sagen? Die Produktion ist saftig, aber nicht klinisch, sondern eher derb gelungen. Druckvoll und direkt knallt einem Birdflesh die Songs um die Ohren, ohne dass man das Gefühl hätte, dass an der gesamten Aufnahme auch nur eine kleinste Kleinigkeit gefaked wäre. Tolle Scheibe, so man denn den Witz versteht, der dahinter steckt. Da ich lange nicht mehr direkt darauf verwiesen habe: bei Myspace kann man sich natürlich auch was von der neue Scheibe anhören, auf der bandeigenen Homepage wird sogar ein Song als Download angeboten… Reinhören, geil finden, ablachen, jetzt!