Deathcore aus England! Laut, schnell, melodisch, schrill, moshig! Ihre Freundschaft mit The Black Dahlia Murder hört man recht deutlich raus, aber das kann in diesem Fall fast schon als Qualitätssiegel gelten. Die Rede ist von BLEED FROM WITHIN aus Glasgow. Mit ihrem Album ‚Humanity’ zeigen sie diversen anderen Gernebands, wo der Hammer hängt.
Wenn in letzter Zeit eine Extrem-Metalband einen Traumstart vorweisen kann, dann sind es BLEED FROM WITHIN. Nach nur zwei EP´s kam das Angebot von Rising Records, wo man einen Deal über fünf Scheiben unterschrieb. Jetzt folgt das Full Length Debüt, nur um dann gleich wieder auf Tour zu gehen, um die Scheibe entsprechend zu supporten. Viel Arbeit sollte das aber eigentlich nicht darstellen, denn das von Karl Groom produzierte Album dürfte für sich selbst sprechen und allen Genre-Fans das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Wer Deathcore kennt, weiß, was einen erwartet: spitzzüngig erklärt würde ich sagen, es handelt sich um Hardcore-Kids, die eigentlich Deathmetal machen wollen würden, aber ohne Moshparts nicht wissen, wie man einen Song komplettiert. Die versöhnlichere Variante ist, dass es sich bei Deathcore um eine modernisierte Variante von Deathmetal handelt, die eben nicht in den ausgetretenen Schuhen vergangener Tage herumschlurft, sondern sich durchaus auch neuen Sounds und Inspirationen hin öffnet.
Klassischer Weise spielen auch BLEED FROM WITHIN mit den obligatorischen Stilmitteln Grunts und hohem Gekreische, Blastbeats, um die maximale Geschwindigkeit auszuloten, Moshparts, um dem Publikum Gelegenheit zu geben, sich auszutoben, und dann wieder flinken Gitarrenriffs, um das gesamte Können unter Beweis zu stellen. Sie machen dies für ihr noch recht junges Alter erstaunlich gut, allerdings ist auch dieser „neue Stil“ Deathcore bereits jetzt eine Schiene, die schon ziemlich ausgelutscht ist und nur wenig Platz für Innovationen, Experimente und neue Ideen bietet. Entsprechend ernüchternd ist auch das Ergebnis, wenn man lediglich auf Eigenständigkeit und Individualität achtet: Alles, was die Band macht, hat es so schon gegeben, häufig schlechter gemacht, seltener besser gemacht, aber in der Summe schon fast zu oft gehört. Die Variationen, die hier dann auftreten, sind eher gering.
Aushängeschild einer Death(metal/core)-Band ist in der Regel das Frontorgan. Hier können sich die Herren aus England glücklich schätzen, denn sowohl im tiefen Bereich als auch im hohen Geschrei weiß der Gesang zu überzeugen und druckvoll inszeniert zu werden. Ein sehr weit reichendes Spektrum, das allerdings zwischen diesen beiden Werten (tief und hoch) kaum Spielraum hat. Das kann man aber auch nicht unbedingt erwarten.
Wenn BLEED FROM WITHIN etwas zu wünschen übrig lassen, dann ist es die Eigenständigkeit der Band. Sie verstehen es perfekt, auf der aktuellen Deathcore-Welle mit zu schwimmen und sich dabei ziemlich weit vorne zu platzieren, allerdings bleibt zu befürchten, dass ihnen der Boden unter den Füßen weg bricht, wenn ihnen nicht etwas einfällt, was sie zu etwas besonderem machen könnte. Für Genre-Fans definitiv das gefundene Fressen, das allerdings zu sehr nach „so schmeckt es auch bei meinem Lieblingsrestaurant“ riecht…