Blinded Colony – Bedtime Prayers

Oha! Das ist ein richtiger Brecher! Kaum ein Album hat mich in diesem Jahr so schwer beeindruckt wie diese schwedische Feinkost von Blinded Colony. Wer In Flames oder Soilwork mag, sollte keine Zeit mehr verschwenden, diesen Artikel zu ende zu lesen, sondern sich schleunigst erkundigen, wo er oder sie dieses Album käuflich erwerben kann. Die schwedische Herkunft können sie mit ihrem melodischen Death Metal definitiv nicht verleugnen, und dass oben genannte Bands maßhaltig das Songwriting beeinflusst haben, ist auch unschwer zu überhören, aber wo ich bei den letzten Veröffentlichungen eben jener Bands ein wenig die Innovation bzw. die Spritzigkeit vermisst habe, setzen Blinded Colony immer noch mal einen drauf und verwöhnen das Ohr mit tollen Melodien, kräftigen Stakkatos, saucool und effektiv eingesetzten Synthesizern, sowie den mittlerweile schon fast zum Pflichtprogramm gehörenden clean gesungenen Refrains.
Nachdem nun das Songwriting genug gehuldigt wurde, darf auch auf Dinge wie sehr gut gelungenes Coverdesign, superfette Produktion (und das obendrein noch in Eigenregie), und spielerische Fingerfertigkeit eingegangen werden. Zugegeben: Blinded Colony versuchen erst gar nicht, mit muskelkrampferzeugenden Soli den Zuhörer zu beeindrucken, sondern konzentrieren sich auf das, was ihnen ganz besonders liegt: genau auf den Punkt zu spielen und dabei eine unglaubliche Energie freizusetzen. Trotzdem gibt es natürlich auch den einen oder anderen zweistimmigen Gitarrenlauf zu hören. Die Soundwand wird konsequent durch den Synthesizer zu einer unüberwindlichen Walze getrimmt, peitschende Drums, cremige Gitarren, ein ordentliches Bassfundament, alles nahezu perfekt umgesetzt, was man zu berücksichtigen hat, um eine gehörige Portion Druck zu erzeugen.
Tückisch ist des weiteren, dass die Songs allesamt einen Ohrwurmcharakter besitzen und sich nur schwer aus den Gehörgängen entfernen lassen. Stilistisch und Qualitativ liegt die Scheibe somit etwa auf dem gleichen Level wie Dark Tranquility´s ‚Damage done’, allerdings ist ‚Bedtime Prayers’ zum einen noch etwas eingängiger, zum anderen etwas mehr am Puls der Zeit und somit schon fast Disko-tauglich.
Fans von Melodic DeathMetal werden an diesem Album nicht vorbeikommen, und sie werden es auch nicht mehr in ihrer CD-Sammlung missen wollen, wenn es erst einmal dort steht, aber auch in der einen oder anderen alternativen Disko sind durchaus potentiell Tracks auf der Scheibe enthalten, die sich in den Charts einnisten könnten.
Es gibt immer etwas, was man an einem Album bemängeln kann. Bei Blinded Colony liegt die Kritik darin, dass nach 9 Songs innerhalb von 36 Minuten der Zauber vorbei ist und lediglich neu gestartet werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass ein ähnlich gutes Album schnellstmöglich nachfolgt oder Blinded Colony zumindest demnächst Live die Ehre erweisen.

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