BOSSE ist zum einen Namen dieses Soloprojekts, zum andren der Nachname von Axel; dem Sänger/Songschreiber/Erfinder vom Ganzen. Unter der Sonne von Valencia lässt er die Seele hin und her baumeln und schreibt Musik, einfach so, ohne einen Plattenvertrag erfüllen zu müssen oder sonst irgendwelche Verbindlichkeiten. Schöne Musik schreibt er. Romantische, aber auch höchst rockige. Diese wird dann wieder „einfach so“ mal in Köln mit Wolfgang Stach aufgenommen und es entsteht auch eine Band darum. Axel Bosses Songs werden von den „Heyday“ und „Uncle Ho“ Burschen ergänzt. „Kraft“ wird als Single in Eigenvertrieb veröffentlicht und geht ab wie Wärmekissen in der Hosentasche. Der Plattenfirma Capitol gefällt’s und das ganze wird größer noch mal aufgezogen. Bosse gefällt auch mir, sehr, eben weil er weder nichtssagend, noch aufdringlich politisch ist. Er ist Mensch. Er denkt und schildert die Situationen und Gedanken schlicht und wie sie sind. Weg vom Durchschnitt, dem Ideal hinterher.Aber kommen wir zum Album. Kamikazeherz“ so heißt es und dieser Titel ist doch sehr passend. Mit einer überaus großen Portion Herz immer drauf los, ohne Rücksicht darauf irgendwo anzustoßen oder sich selbst zu treffen. Sich selbst treffen ist wiederum ein gutes Stichwort, denn alle Songs wirken ungewohnt persönlich und authentisch. BOSSE verarbeitet das, von dem er inspiriert wird: das Leben! Das ganze findet im Gewand von Rockmusik statt. Sehr poppige Rockmusik, auch Grunge irgendwie, Elektro nicht zu vergessen, aber eben echt. Sehr eingängig, sehr melodiös. Streckenweise so rockig wie melancholisch. Ob temporeich nach vorn wie „Kraft“ oder so träumerisch romantisch wie „Winterzeit“.BOSSE ist kein Schnulzensänger. Er hat mehr Themen drauf. Floskelzielschießen gibt’s wo anders. Viel mehr ist es ein Genuss den Textzeilen zu folgen. „Keine Panik“ kritisiert zB die oberflächlich makellose und nur scheinbar schöne, heile Welt „in der ich lebe“. Die Single „Kraft“ lief auf den Musiksendern hoch und runter. Sie ist trotz ihrer hohen Eingängigkeit nicht aufdringlich. Ein guter Song eben. Es fällt schwer Highlights herauszuheben, das wäre nicht gerechtfertigt, denn andre Songs sind nicht schlechter. Auf manchen kann man dennoch gesondert eingehen. Stadtastronauten“ beispielsweise ist ein Song, ach was, ein Soundtrack für Träumer. Für gemeinsame Träumer. „Highspeed“ behandelt wieder die Thematik der heutigen Gesellschaft, damit, dass alles viel zu schnell geht und sich nur um Konsum dreht; darum dass es ist nicht gerade leicht ist, diesem standzuhalten. Nachdem er sich selbst und andere anlügt, aus Gewohnheit, aus Verzweiflung, woraus auch immer, geht er in „Explodiert“ in die Luft. Minimalistisch begleitet zitiert Bosse zusammen mit Elke Brauweiler in „Novemberregen“ Peter Hein (Fehlfarben).Eigentlich schreit hier alles nach Trend: deutscher Text, rocktig und dann noch ein riesen Label im Rücken… Alles in allem aber ein Album mit eben so viel Herz wie Sympathie. Wer das mag, der/die kann BOSSE ab sofort bei seinen „Lieblingskünstlern“ ins Freundschaftsbuch eintragen. Für alle andren ist es auch nicht schlecht anzuhören und den Texten zu folgen. Schon allein weil BOSSE sich so weit öffnet und dem Hörer damit weit entgegenkommt ist es ein sehr gutes Album. Einmal durchgehört hat man gleich 14 Songs (Reprise zählt nicht, das ist ohne Gesang) mögen gelernt, braucht aber unter Umständen eine Auszeit. Ausprobieren. Live ist BOSSE noch sympathischer und somit absolut sehenswert.