Immer seltener geschieht es, dass eine Band wirklich eigenständig klingende Musik erschafft, die mit nichts genreähnlichem verglichen werden kann. Gänzlich haben Breed 77 dies mit ihrem inzwischen dritten Studioalbum nicht geschafft, aber in der Sparte, wo sich die fünf Herrschaften von der Halbinsel Gibraltar, wird die Luft echt dünn. Heavy Metal mit Flamencoeinschlag und teilweise orientalischem touch, das spielt nicht jede Band, und Breed 77 gelingt es zudem noch, das alles so gekonnt durchzurühren, dass es absolut interessant und kein bisschen anstrengend klingt.
Produziert wurde das Album von Ron St. Germain, der schon für solch große Bands wie Tool oder Soundgarden die Verantwortung hinter dem Aufnahmepult übernommen hat. Interessanter Weise wurde von ihm darauf bestanden, das Album analog (also auf einem Tonband, salopp gesagt) aufzunehmen und auf die Vorteile der digitalen Schnitttechnik zu verzichten. Das Ergebnis ist sicherlich ein satter Sound, aber ganz einfach dürfte das im Gesamten nicht gewesen sein, bedenkt man die eingeschränkten Editiermöglichkeiten. Umso mehr kann das Album dann durch sauberes Spiel, coole Rhythmen und eingängige, klar strukturierte Gesangslinien glänzen.
Der Albumtitel ‚In My Blood – En Mi Sangre’ spielt übrigens genau auf dieses multikulturelle Musikangebot der Band an. Das, was man auf dem Album an unterschiedlichsten Einflüssen zu hören bekommt, ist genau das, was den 5 Musikern im Blut liegt, was ihre Persönlichkeiten ausmacht und sie musikalisch zu dem hat werden lassen, was sie jetzt sind: eine wegbereitende Band, wie es nur wenige gibt. Natürlich liegt der Vergleich zu Il Nino nahe, aber wo diese eher auf die Rhythmen eingehen, sind es bei Breed 77 eher die Melodien und die Verwendung von klassischen Flamenco-Gitarren, die das gewisse etwas ausmachen.
Besonders zündend sind Songs wie ‚Empty words’, ‚Remember that day’ oder ‚Libertad’, wovon letzterer obendrein noch mit dem meiner Ansicht nach schicksten Gitarrensolo der Scheibe aufwarten kann und auch vom Gesang am aggressivsten rüberkommt. Wer Angst vor neuen Ideen hat, sollte sich Breed 77 erst anhören (z.B. bei Myspace), mutigere können aber auch gerne ungehört dieses großartige Musikstück kaufen. Ganz nebenbei erwähnt: Breed 77 sind ende November in Deutschland für ein paar wenige Konzerte unterwegs, wer die Gelegenheit hat, sollte sich das unbedingt ansehen.