Soll ich lügen? Nein. Das macht keinen Sinn, denn es würde früher oder später durchschaut werden. Ich bin noch nie sonderlich angetan von Ska-Punk gewesen, und die Split-CD von LEFTOVER CRACK und CITIZEN FISH wird hieran wohl auch nichts ändern, auch wenn die Nummern von ersteren weniger aufdringlich erscheinen. Die Idee an sich ist nicht verkehrt: Zwei Bands, die zusammen auf Tour waren und demnächst auch wieder auf Tour sein werden, bringen eine Split-CD heraus, auf der die Bands jeweils teilweise Songs der jeweils anderen Band (oder Vorgängerband) covern, und dazu dann noch ein paar neue Songs beisteuren. Das ist dann wohl am Merchandise-Stand die optimale Wahl für Leute, die sich nicht entscheiden können.
Die Aufnahme und Produktion der Scheibe ist okay, wenn auch nicht überragend. Bei CITIZEN FISH steht der Gesang bei den Songs etwas zu sehr im Vordergrund, der Bass sägt teilweise ein wenig an den Nerven, und die obligatorischen Trompeten überdecken die Gitarren. Die Aufnahme von LEFTOVER CRACK ist da deutlich homogener. Nichtsdestotrotz muss man sich bei beiden Bands zunächst mit dem Gesang anfreunden können, bevor man überhaupt der Musik eine Chance geben kann. CITIZEN FISH kränkeln an ihrem britischen Akzent, LEFTOVER CRACK sind dagegen zu kratzig vom Gesang für die ansonsten doch eher brave Musik.
Der für meine Emocore-geschädigten Ohren am freundlichsten klingende Song auf dem Album ist ‚World War 4’ von LEFTOVER CRACK, in dem ein recht eingänglicher Refrain für hohen Wiedererkennungswert sorgt und somit als echter Lichtblick auf dieser ansonsten eher tristen Scheibe gewertet werden kann. Natürlich sind Geschmäcker bekanntlich verschieden, und mancher mag über dieses Album gänzlich anderer Meinung sein, leugnen kann man allerdings nicht, dass die Platte Schwächen aufweist. Aufgenommen innerhalb von drei Tagen, so preist der Pressetext an. Ja, das hört man leider auch an vielen Stellen. Es gibt halt Dinge, die man nicht unbedingt anpreisen sollte, wenn sie nicht anpreisungswürdig sind.
Aufgrund meines mangelnden Interesses an Ska-Punk bleiben mir zum Vergleich zu früheren Werken der beiden Bands nur Myspace & Co. Aus den daraus resultierenden Erkenntnissen kann ich sagen, dass beide Bands sich durchaus ein Stück weiterentwickelt haben (klanglich), und ich mutmaße des weiteren, dass diese CD für Fans und werdende eine lohnenswerte Investition sein dürfte. Wer Ska mag, kann sich die Sachen anhören, aber so weit über den Tellerrand wird leider auf der gesamten Scheibe nicht, als dass man auch anderen Leuten eine Empfehlung aussprechen wollen würde.