Zurück! Das ist das Wort, das das neue CRADLE OF FILTH – Album am besten beschreibt. ‚Godspeed on the devil´s thunder`ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Donnerschlag, mit dem man in der Form nicht noch einmal gerechnet hätte. Nach den insgesamt eher moderat und ansatzweise schon fast massentauglichen Mainstream-Blackmetal-Veröffentlichungen, die die Engländer auf ihren letzten Scheiben präsentiert haben, scheinen sie nun zurück zu alter Stärke gefunden zu haben und hauen uns derbe Prügel um die Ohren, wie wir es seit ‚Midian’ nicht mehr gehört haben.
Seit über fünfzehn Jahren ist die Formation um Frontmann Dani Filth nun schon aktiv im Geschäft, und nachdem die letzten drei Alben alle mehr und mehr von Massenkompatibilität und Sellout überschattet wurden, kommt das neue Konzeptalbum umso heftiger und überraschender zur Geltung. Das Thema, um das es sich inhaltlich dreht, ist der französische Heerführer Graf Gilles de Rais aus dem fünfzehnten Jahrhundert, der seine Macht und seinen Reichtum durch Teufelspakte und Alchemie vergrößern wollte und über einen etwas größeren Zeitraum zu diesem Zwecke um die 140 Morde an Kindern verübte, was ihm letztendlich den Tod am Strang einbrachte.
Kaum verwunderlich also, dass Dani Filth sich diese Person ausgesucht hat, um ein ganzes Album darüber zu schreiben. Das Konzept geht aber wie so ziemlich alles, was diese Band im Lauf ihrer Karriere angefasst hat, voll und ganz auf.
Die Produktion des Albums ist bombastisch, so, wie man es schon seit geraumer Zeit von ihnen gewohnt ist. Trockenes, aber mit viel Pfund (Achtung, Wortspiel) ausgestattes Schlagzeug, dicke Gitarren, ein donnernder Bass, die Keyboards halten sich diesmal etwas mehr im Hintergrund, machen den Sound aber trotzdem dicht, und natürlich der absolut einmalige Gesang von Dani Filth prägen dieses Album.
Aber wie genau ist zu erklären, dass ‚Godspeed on the devil´s thunder’ so dermaßen heftig geworden ist? Hat es etwas damit zu tun, dass Paul Allender nun alleine die Gitarre schwingt und somit maßgeblich alleine Einfluss auf das Songwriting hatte? Liegt es daran, dass der weibliche Gesang in diesem Fall nicht von Sarah Jezebel Deva stammt (lediglich die gesprochenen Passagen macht sie noch)? Oder liegt der Grund ganz woanders?
Ein Blick auf die Bonus-Tracks der limitierten Edition des Albums lässt böse Vorahnungen laut werden, denn dort sind ein paar Tracks des Albums mit einem anderen Sänger drauf. Wozu dieses? Nur als Vergleichszweck, um allen zu zeigen, wie gut Dani Filth ist? Oder sollte ‚Godspeed on the devil´s thunder’ eine Abschiedsvorstellung sein, mit der er sich selbst ein Denkmal setzt? Godspeed bedeutet schließlich auch „jemandem eine gute Reise wünschen“… Das ist allerdings alles rein spekulativ, wir werden warten müssen, ob und wenn ja wie es im Lager CRADLE OF FILTH ohne einen Dani Filth weitergehen würde. Solange hier noch nichts Offizielles verlautet wurde, erfreuen wir uns an einem überragenden neuen Album und warten auf die im Dezember anstehende Tour.