Am liebsten würde ich am kommenden Freitag, den 13. die Splitted-Homepage schwarz einfärben. Es könnte keinen besseren Termin geben, um ein Album wie ‚Thornography’ zu veröffentlichen. Wo viele Bands aufhören, fangen Cradle Of Filth erst an. In ihrem mittlerweile zwölften Jahr bringen die Engländer ihr siebtes Studioalbum auf den Markt, kompromissloser und härter als vieles, was sie bisher gebracht haben. Kaum eine andere Band spaltet den Geschmack der Kritiker so sehr wie sie, aber einig ist man sich in folgendem Punkt: das, was sie machen, haben sie zur Perfektion gemeistert wie kein anderer, und somit stehen Cradle Of Filth mehr als Institution im Metal da statt nur eine Blackmetal-Band zu sein (denn das wird ihnen von vielen Seiten abgesprochen).
Doch mehr zum aktuellen Album ‚Thornography’: die Produktion lag wieder bei Rob Caggiano, gemixed und gemastered wurde diesmal von Andy Sneap, der sich schon an Bands wie Killswitch Engage, Trivium oder Arch Enemy beweisen konnte. Wer es nicht weiß: dieser Mann kann einfach richtig dicke Scheiben produzieren, kein Zweifel. Ob diese Soundwand Cradle Of Filth auch zu Gesicht steht, ist bestimmt eine Geschmacksfrage, aber die Songs ballern alle mit einer Brutalität aus den Boxen, wie man es von Cradle Of Filth nicht unbedingt gewohnt ist.
Auch was das Songwriting betrifft, so wartet die eine oder andere Überraschung auf den Die-Hard-Fan: das sonst so häufig eingesetzte zweistimmige Melodiegitarren-Riffing weicht an vielen Stellen einfachen Akkorden, welche die Songs schlichter als gewohnt gestalten, ihnen dadurch aber auch zusätzlichen Schub verpassen und auf gewaltige Live-Performances hoffen lassen. Auch die oftmals dominierenden Keyboards sind weit in den Hintergrund gerückt worden und werden nun nur noch an Schlüsselsequenzen eingesetzt, um die Songs noch mehr auf den Punkt erklingen zu lassen. Weibliche Gesangspassagen bleiben (zumindest im bisher gewohnten Einsatz) komplett aus. Mittelpunkt des Albums ist aber wie gewohnt Dani Filth und seine überraschend variable Stimme. War an bisher Gekreische und Gegrunze seinerseits gewohnt, gelegentlich gewürzt durch Erzähl-und Flüsterpassagen, so glänzt er auf ‚Thornography’ zusätzlich mit Gesangsmelodien, die zwar alles in allem leicht gepresst klingen, aber ein gänzlich neue Seite an seiner Stimme offenbaren. Gestützt wird dies im Übrigen dann durch einen Gastauftritt von HIM´s Frontmann Ville Vallo.
Der Rest dieses Albums ist nahezu schnell erzählt: ein Cradle-typisches Streicher-Intro, dem zehn mal schnelle, mal langsame, aber nie eintönige Songs folgen, als Abschluss eine eher eigentümliche Coverversion von „Temptation“.
Cradle Of Filth haben ihre kreativen Songwriting-Qualitäten zugunsten einer brutaleren Produktion ein wenig zurückgeschraubt, wirken hierdurch erfrischend energiegeladen, aber halt leider auch nicht mehr ganz so ausgefeilt wie früher. Nichtsdestotrotz kann die Scheibe als logische Konsequenz zum Vorgängeralbum ‚Nymphetamine’ betrachtet werden. Eine für das Musikgenre, in dem sich Cradle Of Filth bewegen, sehr gut gelungene Scheibe, aber wahrlich nicht ihr bestes Album. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung der Weg für Cradle Of Filth führt.