Daphne Loves Derby – On The Strength Of All Convinced

Und gleich noch eine Band, die klingt, als wäre sie einmal zu viel mit Vernel in der Waschmaschine gelandet. DAPHNE LOVES DERBY haben zwar, so meint man zwischen den glattgebügelten Songs heraushören zu können, Ambitionen zu rocken, diese sind dem Trio aber spätestens im Studio ausgewaschen worden, und somit wirkt die im Kern farbenfrohe Scheibe eher nach milder Bleiche ohne Chlor. Genug der Waschmittel-Gleichnisse, jetzt die Fakten.
DAPHNE LOVES DERBY ist eine Band, die sich über das Internet kennen gelernt hat. Das ist soweit noch nicht tragisch. Die Art und Weise, wie sie dieses Medium dann für ihre Karriere genutzt haben, hat inzwischen schon viele Anhänger gefunden: eine kostenlos herunterladbare Demo-CD, die klanglich mehr als nur okay war und dazu führte, dass die Band, obwohl noch ohne Plattendeal und ohne physikalische Tonträger in der Tasche, ganz schnell Konzerträume füllen konnte, in die 300-500 Leute reinpassten. Dass so etwas nicht ungehört an Plattenlabels vorbeigeht, ist auch klar. Inzwischen sind die drei Herren aus Washington bei Eyeball Records gelandet und veröffentlichen mit ‚On the strength of all convinced’ nun ihre erste CD auch in Übersee, also unter anderem bei uns.
Klanglich geht alles in Ordnung: seichte Gitarren, ruhige Schlagzeugbeats, ein herrlich poppiger, wenn auch immer leicht verträumt und melancholisch angehauchter Gesang, dazu Klavier und Harmonium. Soweit, so gut. Leider fehlt es der Stimme an eigenem Charakter, und den Songs fehlt es an Wiedererkennungswert und Höhepunkten. Zu eintönig, scheinbar immer im gleichen Tempo und ohne großartige Steigerungen von Song zu Song oder auch nur innerhalb eines Songs sind auf Dauer einfach zu wenig, um im heutigen Veröffentlichungswust hervorzustechen.
Man stelle sich einfach vor, eine Band wie Taking Back Sunday (ja, schon wieder der Vergleich, ich kann aber auch nichts dafür, dass es so viele Bands gibt, die so ähnlich klingen) würde auf ihre rockigen Nummern verzichten und nur noch die ruhigeren „Füllsongs“ auf einer CD veröffentlichen. Würde sich sicherlich auch erstmal verkaufen, aber das täte dem Image der Band gar nicht gut, und beim nächsten Album würde man sich wirklich überlegen, ob sich ein Kauf überhaupt noch lohnt… So ähnlich sieht es hier leider auch aus. Das Gefühl, dass die Band die eigentlichen Hits nicht mit auf Scheibe gebracht hätte, schleicht sich spätestens nach ‚A year on an airplane’ ein, und dann ist es auch schon fast zu spät, um die Kastanien noch aus dem Feuer zu holen.
DAPHNE LOVES DERBY stört nicht beim Bügeln, aber für Easy Listening zu einschläfernd und zum genauen Hinhören zu unspektakulär. Für Independent-Rockfreunde sicherlich aber einen Blick wert…

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