Daturah – Reverie

Ich war mehr als überrascht, als ich mir die ersten paar Eindrücke von DATURAH eingeholt habe. Nicht nur, dass hier musikalischer Tiefgang geboten wird, wie ich ihn schon seit langem in der Art nicht mehr erlebt habe, obendrein gab es noch zwei weitere Punkte, die mich stutzen ließen: DATURAH ist eine Instrumentalband, und sie kommen aus Deutschland! Mit ihrem zweiten Album ‚Reverie’ spielen sie sich ganz schnell in mein Herz.
Die Band aus Frankfurt am Main schafft es scheinbar spielerisch, ohne Gesang so tiefgreifende Klangstrukturen zu konstruieren, dass man Text und Stimme gar nicht mehr vermisst. Die Melodien und wabernden Gitarrenteppiche sprechen ihre eigene, ganz deutliche Sprache, die nicht mit dem Gehör, sondern mit dem Herzen verstanden wird. Die Songs erdrücken dich unter tonnenschwerer Last, nur um dich kurz darauf auf fragilen Einzeltönen wieder freizuschaufeln und in die Luft zu tragen. Wie genau das alles funktioniert, lässt sich nur ganz schwer in Worte fassen (vielleicht ist auch genau DAS der Grund, warum DATURAH auf Gesang verzichten). Lediglich ein paar Samples aus Filmen dienen zur leichten Auflockerung der Szenerie, aber die passen sich wunderbar in den Gesamtklang ein und wirken weniger wie Text als vielmehr wie Geräuschelemente.
Die fünf Songs auf dem Album liefern eine satte Spielzeit von knapp einer Stunde. Das ist schon nicht ganz einfach zu verdauende Kost, die da geboten wird, zugegeben, und man muss bereit sein, sich auf die Welt von ‚Reverie’ einzulassen. Freunde von alternativer, eher sphärischer Musik (wie es beispielsweise Anathema immer mal wieder hervorzaubern) werden hier aber vollkommen bedient. Perfekt funktioniert diese Scheibe übrigens dann, wenn man sich völlig aufs Träumen einlässt: ein entspannendes Bad, im Dunkeln, liegend mit geschlossenen Augen… Hier bleibt einem selbst überlassen, was am besten läuft. Als Unterhaltungsmusik geht DATURAH allerdings kaum, und auch zum nebenbei hören eignet sich ‚Reverie’ nicht. Bewusstes Hinhören ist Pflicht. Dann kann man aber sicher sein, dass man etwas aussergewöhnlich schönes geboten bekommt.

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