Dead To Me – Cuban Ballerina

Dead To Me aus San Francisco gründeten sich im Jahre 2003 aus den Überresten von One Man Army sowie dem Bassisten (und nebenbei auch führenden FatWreck-Mailorder-Leiter) von Western Addiction und dessen Cousin. Naheliegend: es handelt sich um ein lupenreines Punkalbum. Musikalisch liegt man irgendwo bei alten 80er-Punkscheiben mit einem Schuß Moderne dazu. Die Produktion lag in den Händen von Alex Newport, der sich auch schon bei At The Drive In bewiesen hat, und entsprechend druckvoll ist das Album ‚Cuban Ballerina’ auch gelungen. Die Songs rocken gute 25 Minuten lang, bis die CD vorbei ist, mal melodisch eingängig, mal ungewöhnlich verschroben, mal uptempo, mal langsam, aber niemals übertrieben schnell. Die Herren lassen es lieber gemächlich angehen.
Für ein reines Punkalbum überraschen die vielen Gitarrenmelodien, die das ansonsten vorherrschende Akkordgeschrabbel sehr gut ergänzen.
Die zwei Gesagsarten von Chicken und Gitarrist Jack Dalrymple unterscheiden sich leider nur marginal, und für zweistimmigen Gesang hatten die beiden entweder kein Talent oder keine Lust. Zwar wird gerne mal zusammen eine Phrase gesungen, aber dann halt in gleichem Melodieverlauf. Nichtsdestotrotz ist der Wechsel der beiden Stimmen durchaus erfrischend, auch wenn man teilweise wirklich genau hinhören muss, wer denn nun gerade singt.
Textlich beschäftigt sich ‚Cuban Balerina’ zum einen mit Abhängigkeit von Drogen und Alkohol sowie dem Weg, davon wegzukommen (Chicken hat sich der Band nach einer Entziehungskur angeschlossen). Die restlichen Songs sind politisch ambitionierte Punksongs, die zum Nachdenken anregen sollen: Dead To Me sind kein Teil der Generation X.
Aus den textlichen Themen ergibt sich meiner Ansicht nach ein Problem: obwohl wir mit den Themen Sucht und politische Missstände eher ernste, dunkle Gefilde betreten, klingen die meisten Songs doch eher positiv bis fröhlich. Wenn man sich mit den Texten nicht befasst, ist das selbstverständlich gar kein Problem, tut man es doch, so will das eine nicht ganz zum anderen passen. Andererseits kann dies natürlich auch als hoffnungsspendender Aspekt gedacht sein, wer weiß das schon.
Positiv hervorheben will ich noch das Artwork der Scheibe, das mit einer schrillen Farbkombination im Vendetta-Tattoo-Style daherkommt. Von der Sache her nichts für schwache Nerven, aber unbrutal dargestellt. Sehr geil gelungen.
Wie bereits erwähnt, nach etwas mehr als 25 Minuten ist der Spaß leider schon vorbei, was bei elf Songs dann nur kurze Stücke möglich macht.
Meine persönlichen Highlights auf der Scheibe sind eher die untypischen Songs, trotzdem will ich sie als Anspieltipps nennen: Der ruhige, melodische ‚Something new’, ‚Writing letters’ sowie die Schlussnummer ‚Visiting day’.

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