Nach ‚Wolves’ war man gespannt, wie es im Hause DEADLOCK wohl weitergehen sollte. Die Band hat seit ihrer Gründung in 1997 schon eine beachtliche Entwicklung an den Tag gelegt und war schon immer für eine Überraschung gut. Sie zählten zu einer der ersten Bands in Deutschland, die sich klar zur Hardcore-StraightEdge-Szene zählten, musikalisch aber viel tiefer im Deathmetal verwurzelt waren und avancierten sich mehr und mehr zum Deathcore-Wegbereiter in Deutschland. Durch die Verschmelzung von Hardcore- und Metalszene in den letzten Jahren ist es auch DEADLOCK gelungen, immer mehr Fans für sich zu gewinnen und immer spannendere Experimente zu wagen, angefangen bei simplen Samples bis nun hin zum festen Einsatz von Keyboards und Techno-Elementen in den Songs sowie der Integration von Sängerin Sabine Weniger.
Aber genug der Vergangenheitsbewältigung und Retrospektiven. ‚Manifesto’ steht kurz vor seinem Release, und die Band erscheint präsenter und gefestigter als je zuvor. Nach einem kurzen Intro erklingt ‚Martyr to science’ aus den Boxen. Satt und heftig ist die Produktion (aufgenommen wurde das ganze von Gitarrist Sebastian Reichl, Mix und Master hat einmal mehr Jacob Hansen übernommen), schön differenziert die Gitarren, das Schlagzeug hat Volumen, der Gesang ist herrlich erkennbar. Was dann noch an Lücken übrig bleibt, wird von einem Keyboard – und Samplerteppich zugestopft. Aber was bitte ist da mit den Songs los? Nicht, dass es nicht sowieso schon fast vorhersehbar gewesen ist, aber ein wenig platt ist man doch, wenn man das Album durch hat. Von den ursprünglichen Gitarrenfrickeleien, die teilweise stark an In Flames erinnert haben, ist quasi nur noch ein Bruchteil übrig geblieben. Stattdessen regiert hier der Kommerz. Möglichst eingängig muss es sein, möglichst simpel und sauber, Hauptsache ist, dass es im Gesamtklang dick wird und vielen Leuten gefällt. Zu allem Überfluss gibt es als Krönung der Scheibe die 100.000ste Coverversion von ‚Temple of love’. In nahezu identischem Stil haben das auch schon Crematory gebracht.
Das ist bei dieser Band fast ein wenig schade, denn eigentlich gibt es genug Evanescences, Within Temptations und Nightwishes. Wäre man Schwarzseher, so würde man prognostizieren, dass ab dem nächsten Album auch die Grunts wegfallen und Frontmann Johannes Prem entweder Singen gelernt hat, oder aber ausgetauscht (bzw. ersatzlos gestrichen) werden wird. Da heißt es beten, denn das wäre tragisch. DEADLOCK haben für mich immer als der Beweis gezählt, dass man auch harte Musik machen kann, bei der auch mal saubere, schöne Töne erklingen können, statt dass dann automatisch alles etwas seichter werden müsse. Mit ‚Manifesto’ erschüttern sie mich quasi in meinen Grundfesten, aber nicht auf die Art und Weise, wie sie es wahrscheinlich ursprünglich vorgehabt haben.
Für das nächste Album erhoffe ich mir wieder etwas mehr Attacke und weniger Friede-Freude-Eierkuchen. Trotz all dieser Kritik bleibt aber unterm Strich ein wirklich gelungenes Album, dass halt lediglich meine Erwartungen an den Stil nicht erfüllt.