Dry Kill Logic – Of Vengeance And Violence

Momentan klingen viele Metalcore-Veröffentlichungen alle nach Schema F, kaum eine Band schafft es, sich in irgendeiner Form von dem zugegebenermaßen vom Hörer gewünschten Sound abzuheben. Zu diesen wenigen Bands zählen auch Dry Kill Logic mit ihrem neuen Album ‚Of vengeance and violence’. Hier wird nicht in die Ecke der schwarzhaarigen Emo-Sänger geblickt, sondern vielmehr auf Metalwerke der alten Schule geschaut. Ohne sich irgendwelchen Beschränkungen zu unterwerfen, wird ein Soundgemisch irgendwo zwischen Slayer und Forbidden erzeugt, welches klanglich jedoch am Puls der Zeit liegt. Am ehesten fallen mir zu dem Klang aber die eher semi-bekannten Grip Inc. (Dave Lombardo von Slayer am Schlagzeug) oder Killing Culture (lustiger Weise Dave Lombardos Schlagzeuglehrer an den Drums) ein.
Der Sound von Dry Kill Logic wird durch zwei Aspekte maßgeblich beeinflusst: zum einen bringt Sänger Cliff Rigano in seine Stimme eine intensive Brutalität, die dabei aber immer zumindest auf einem Grundton erklingt, um Sekundenbruchteile später richtig melodiös loszusingen, was dann nach einem ganz anderen Sänger klingt. Zum anderen beschränken sich die vier New Yorker auf eine Gitarre, was gerade im Metalcore-Sektor eher selten ist. Dadurch werden zweistimmige Gitarrenparts nur sehr spärlich eingesetzt, und die Rhythmus-Gitarrenparts werden großteils als Kombination aus Akkorden und Melodieläufen verwendet. Das wiederum erinnert von der Sache an alte Hardcore-Bands wie Cro-Mags.
Alles in allem also eine Rückbesinnung auf alte Tugenden, die aber gut funktioniert. Nicht nur in der Mode können also alle Sachen noch mal als Retro-Trend wiederkommen. Die Produktion des Albums ist insgesamt recht dick ausgefallen, nur an manchen Stellen wünscht man sich eine etwas schwerere Gitarrenwand, auch wenn diese Lücken gut durch Gesang und Bass kompensiert werden. Das Schlagzeug spielt recht straighte Beats, insgesamt weniger spektakulär als vielmehr funktional. Auch seit langen mal wieder schön zu hören ist eine richtige Akkustik-Gitarre, also nicht nur eine clean gespielte E-Gitarre. Klanglich eine runde Sache.
Was die einzelnen Songs betrifft, so lässt sich schon erahnen, bei welchen Tracks Dry Kill Logic schon im Vorfeld wussten, was ein Hit wird und was eher nicht. So ist ‚Kingdom of the blind’ scheinbar gezielt für Radio und Fernsehen geschrieben worden. Mit dem Ohr für die richtige Melodie, den richtigen Knalleffekt und einem ruhigen Outro könnte dieser Song genauso gut von Nickelback stammen (ob man sie nun mag oder nicht sei jetzt mal dahingestellt). Nach einem eher nichtigen Intro richt ‚My dying heart’ als klassischer Opener über den Hörer herein, bereitet das Ohr auf den Klang der Band vor, um dann mit ‚4039’ den Song zu bringen, der Live wohl jeden Saal zum kochen bringen dürfte. Am Ende des Albums wartet noch ein schöner Akkustik-Song auf uns, der Rest der Scheibe ist solide und spricht eine deutliche Sprache.
Dry Kill Logic gelten gemeinhin als sehr guter Live-Act, und das haben sie auch schon auf zahlreichen Touren beweisen können. Ende Oktober bis Anfang November gastieren die New Yorker in Deutschland. Wer an den entsprechenden Tagen Zeit hat, sollte sich das auf jeden Fall mal ansehen. Die neue Scheibe kann man sich teilweise natürlich auch schon mal im Internet anhören, ihr wisst schon, wo…

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