Die Finnen ENDSTAND gehören nicht erst seit gestern zu Europas erfolgreichsten Hardcore-Bands. Seit über zehn Jahren tingeln sie über den Kontinent. Nun legt die nach einigen personellen Problemen zu einem Quartett geschrumpfte Kapelle ihr fünftest Album „Spark“ vor – nach fünfjähriger Pause.
Den Endstand kann man natürlich erst am Ende feststellen. Logisch. Das Runde muss also ins Eckige. Demzufolge fangen wir mal an und legen die CD in den Player. Das Warten scheint sich gelohnt zu haben, denn der Funke der elf Freunde ist drauf und dran ein ganzes Hardcore-Feuerwerk in Brand zu setzen. Eine halbe Stunde wird es knallen und böllern und alles um einen herum in ein gleißendes Licht tauchen. Schon der Opener „Future“ schießt als erste Signalrakete durch die Wolkendecke, Anpfiff, das Spiel kann beginnen. Schnell kann das Publikum feststellen, dass hier kein langweiliges Ballgeschiebe oder ein Spiel auf ein Tor auf es zukommt. Die beiden Mannschaften, die sich hier gegenüber stehen – Punk und Hardcore – sind ebenbürtige Verfechter der gleichen Liebe. Jede von ihnen hat ihre Momente, jedes einzelne Teammitglied seine Idole, denen es nachzueifern versucht. Brutal und moshig wie SICK OF IT ALL will man sein, schnell und melodiös wie STRIKE ANYWHERE.
Das Bollwerk „Ghost“ fängt den ersten Angriff mit seinem geschickten Stellungsspiel ab und leitet den Gegenangriff ein. Über den punkigen Flügelflitzer „Dead Flies Part II“ wird das Mittelfeld in wenigen Stationen rasant überbrückt. Die in den Strafraum geschlagene Flanke wird von „In Vain?“ nur um Haaresbreite verpasst. Beim Moshen konnte es sich nicht konzentrieren. Ein Raunen geht durch das weite Rund. Abschlag auf „Pressure Release“, welches in einem überlegten Gedankengang steil auf „Torches“ legt. Kurz vor dem Strafraum, nachdem man alles aus dem Weg gepogt hat, verzögert die Fackel ihre rasante Geschwindigkeit auf der Suche nach einer freien Anspielstation. „Memories“, der alte Punkrecke, steht frei, bewegt sich jedoch zu früh und steht dann im Abseits. Der fällige Freistoß wird von „Counting On You“ unspektakulär aber sicher zu „Eyes Shut“ gepasst, das mit melodischem Gefühl im Bein über den ganzen Platz rennt, das behäbige „New Town“ aussteigen lässt, dann jedoch von diesem mit einer lehrbuchreifen Blutgrätsche umgenietet wird. Den unvermeidlichen Elfmeter hämmert „Heart Of Gold“ mit all seiner Kraft direkt…in den Nachthimmel. Abpfiff. Unendschieden. Ein unterhaltsames 0:0 der besseren Sorte. Kurzes Abklatschen, Trikottausch, bei den Fans bedankt man sich für das Kommen, schweißgebadet geht man zum Duschen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Was ENDSTAND abliefern, ist ein kurzweiliges Spiel mit allen Elementen, die zu einem Hardcore-Album dazugehören. Jedoch sollte man sich bewusst sein, dass man sich damit lediglich auf dem Niveau eines abstiegsgefährdeten Regionalligisten vom hannoveraner Messeparkplatz Ost bewegt. Klar, die eingefleischten Fans schwenken unnachgiebig und trotzig die Fahnen, doch der FC Barcelona wirkt dagegen fast wie eine transzendente Erfahrung. Macht aber nichts, das Leben hier ist ja auch schön. Und manchmal muss man Ronaldinho eben wegen seiner spielerischen Arroganz was auf die Knochen geben. Hat alles seine Berechtigung.