Screamobands gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, und auch die Muschelsucher können sich nicht über mangelnde Fundergebnisse beklagen. Da ist dann schon etwas tolles, wenn man zwischen den ganzen Körnern und Muscheln auch mal einen Seestern findet, und damit verlassen wir jetzt auch dieses Gleichnis! EXPOSED TO NOISE sind alles andere als belangloser Screamo! Die Band zündet mit ‚Stories of a fragile twilight’ ein wahres Feuerwerk ab, das irgendwo zwischen den Genres steckt.
Was ich damit meine? Die Band stellt das bislang fehlende Bindeglied zwischen Hand To Hand und Avenged Sevenfold her. Wo die Gitarren haupsächlich in den frickeligen Hardcoregefilden herumwuseln und der Schreigesang auf sehr ähnliche Weise wie erstere klingt, da setzen das Schlagzeug mit häufigen DoubleBass-Passagen und der Cleangesang mit HeavyMetal-Attitüde einen klaren Gegenpol. Das haben natürlich schon viele Bands versucht, aber EXPOSED TO NOISE gelingt es quasi spielend, dabei absolut authentisch, natürlich, überzeugend, ungekünstelt und eigenständig zu klingen.
Es überrascht nachhaltig, wie frisch und unverbraucht die Songs wirken, obwohl das Spielchen mit Schrei-/Kreischgesang und Cleanrefrains ja inzwischen ein alter Hut ist. Dennoch gelingt es der Band stets, die Sachen anders zu arrangieren, als es die grobe Masse tun würde. Nicht zuletzt dürfte dies auch der Verdienst von Vocalcoach Rudi Brock sein. Die Gesangslinien liegen dicht an dem, was man an den entsprechenden Stellen erwartet, allerdings nur dicht dran. Immer wenn man meint, jetzt wüsste man, wie es gesanglich weiter geht, kommen unerwartete Phrasierungen oder Betonungen. Klasse!
Auch wenn diese Scheibe nur halb so gut klingen würde, wäre sie alleine schon wegen der kompositorischen Dichte her hörenswert. Freundlicherweise schenken uns EXPOSED TO NOISE aber obendrein noch eine dicke Produktion, sodass dem ungetrübten Audiogenuss nichts mehr im Weg steht. Wer Haare in Suppen zu suchen pflegt, wird vielleicht bemängeln wollen, dass der Cleangesang etwas zu weit im Vordergrund steht (Blödsinn, genau da gehört er hin) oder dass das Schlagzeug nicht natürlich genug klingt (bei welchen Alben tut es das denn heutzutage wirklich noch?), aber diese Punkte fallen wirklich nur ganz marginal auf. Ansonsten macht ‚Stories Of A Fragile Twilight’ einfach nur Spaß, denn es gibt neben den vielen Krachern auch ab und an mal ein paar weichere Töne zu erleben.
Mich hat diese Scheibe von der ersten Sekunde an gepackt, insbesondere auch deswegen, weil ich mit einer solchen Klasse aus Deutschland nicht gerechnet hätte. Tolles Album, das den Jungs durchaus Türen und Tore zu größerem öffnen könnte.