F5 – The Reckoning

Wenn Musiker eine bekannte und erfolgreiche Band verlassen, dann hat das in der Regel ganz spezielle Gründe. Wenn es sich um Bands handelt, in denen die besagten Musiker nicht direkt im Rampenlicht standen, dann fristen die Folgeprojekte meistens eher ein Schattendasein. Wir wollen hoffen, dass den beiden ehemaligen Megadeth-Mitstreitern Dave Ellefson (Bass) und Jimmy de Grasso (Drums) kein solches Schicksal droht, denn was sie auf dem Zweitwerk ‚The Reckoning’ abliefern, sollte Dave Mustaine zumindest schlaflose Nächte bereiten.
Zugegeben, anfangs, bevor ich ein Ohr riskiert habe, war ich bezüglich F5 eher skeptisch. Da ich mit Megadeth noch nie so sonderlich viel anfangen konnte, vermutete ich eine ebenfalls eher mittelmäßig gefällige Scheibe hinter ‚The Reckoning’. Recht schnell wird bei dem Album aber klar, dass sich die Herrschaften unter Umständen deswegen von Dave Mustaine getrennt haben, weil dieser zu handzahme Musik macht. Auf ihrem neuen Album geht es auf jeden Fall richtig derbe zur Sache! Das Promo-Schreiben sagt „Arschtreter-Metal“ dazu, und dem kann und will ich eigentlich nichts hinzufügen, da der Begriff passt wie die Faust aufs Auge (oder aber der Stiefel ins Gesäß).
Um es stilistisch etwas einzugrenzen, verraten wir, das wir es mit traditionellem Metal zu tun haben, der mal in Powermetal-Richtung schwankt, eine gehörige Portion Thrash abbekommen hat, aber alles in allem zeitlos wirkt. Gesanglich wird hier kraftvoll in den Tönen geröhrt, ab und an mal ein bisschen Pressgesang eingebaut, aber niemals geschrien, gegrunzt, gekreischt oder sonst wie unmelodisch dahergebölkt. Dass trotz dieser Tatsache F5 zu keinem Zeitpunkt altbacken klingen, ist fast schon erstaunlich und unterstreicht ihre Klasse.
Klanglich ist die Produktion ein Brett geworden, bietet in allen Bereichen sattes Pfund, wirkt aber auch nicht überproduziert. Einen guten Eindruck davon kann man auf Myspace gewinnen, wo es neben dem Opener ‚No excuse’ noch den Titeltrack ‚The reckoning’ vom aktuellen Album zu hören gibt, sowie das demnächst nur auf iTunes erhältliche Rob Halford-Cover ‚Nailed to the gun’ (aber das nur am Rande).
Mit ‚The Reckoning’ könnte es F5 gelingen, auf Augenhöhe mit Megadeth zu treten oder diese sogar vom Erfolg her zu überflügeln, zumindest, wenn es eine gerechte Welt wäre. Fakt ist aber auch, dass der Name eher an Zigarettenmarken oder PC-Tastaturen erinnert, als daran, dass man es hierbei mit einer richtig guten Metalband zu tun hat.

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