Ghost Of Tom Joad – Matterhorn

Ach, ich könnte heulen. Warum weiß ich nicht, ich kann nur vermuten. Da ist zum einen die selten ehrliche und todtraurige Stimme des Sängers. Wie er es auch immer schafft, aber ich kaufe ihm jedes Wort ab. Dann kommen noch Sätze wie „The Body Of Francis Douglas was found“ und ein unerwarteter Ausflug vom Englischen ins Deutsche („Into The Wild“) hinzu – der dieser Glaubhaftigkeit keinen Ablass tut – und die Tränendrüse ist kurz vorm Platzen. Francis Douglas ist im Übrigen nie gefundener Bergsteier, der auf dem Matterhorn verunglückte.Diese subjektive Traurigkeit ist weniger schmalziger Emo-Pathos als vielmehr eine gesunde Melancholie, die fesselt. Man lacht nicht laut auf, wenn „Matterhorn“ im Club läuft. Man nimmt sich in den Arm, tanzt und singt zusammen, bleibt aber aufmerksam. GHOST OF TOM JOAD jedoch auf diese eine Stimmung zu reduzieren würde ihnen nicht gerecht. Sie wirken auch mal ärgerlich („The End Of Everything“) und streckenweise hoffnungsvoll fröhlich („Back To School“, auch wenn sie singen „the winning days are gone“).Die Instrumente sind rudimentär arangiert und durch verschiedene, flächige Keyboardsounds und griffige Klavierparts („Hibernation Ist Over“) ergänzt. Sie bilden einen äußerst fruchtbaren Boden für den Gesang.“The Bomb“ beginnt mit den Worten „allways on the run“. Das scheinen auch GHOST OF TOM JOAD zu sein, denn diese Platte wirkt wie aus einem Guss. Start bei „Through Every Organ“, Ziel, wenn die letzte Sphäre von „Kap Farvel“ ausgeklungen ist. Energisch geht es durch 11 Songs die zwar für sich stehen, aber vorallem im Gesamtbild ihren Sinn haben. Anderen Bands wirft man an dieser Stelle Beliebigkeit vor, oder fehlende Abwechslung, doch diese 41,5 Minuten hört man gern durch, da dürfen die Gedanken schon einmal kurz abschweifen, doch man kehrt immer zurück.Platten, die mit Indierock tituliert werden, scheitern oft an ihrer Auswechselbarkeit. Auf diesem Acker wurde einfach zu oft gesäht und geerntet. GHOST OF TOM JOAD schaffen es dennoch Charakter zu zeigen und ein sehr gelungenes Album zu schaffen und werden – so lässt sich hoffen – ihre reichlichliche Ernte einfachen können.

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