“Sag mir, wie du heißt, und ich sag dir, wer du bist!” ***So soll es sein! Ich heiße GREELEY ESTATES, komme auf Ferret Records raus, und meine Hobbies sind auf der Warped- oder der Taste of Chaos-Tour spielen. Zu meinen Songzutaten gehören Postcore und Screamo, und den neuesten Trends folgend habe ich überraschende Elemente auf Lager, die andere vielleicht stark an The Devil Wears Prada erinnern könnten!*** Und nun sage ich euch, wer GREELEY ESTATES sind!
Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen könnte, aber nun ist der Punkt langsam erreicht, wo ich diese Retorten-Emo-Screamo-Bands nicht mehr sehen kann. Nicht, weil es nicht gut gemacht wäre, sondern vielmehr, weil es mir vorkommt wie in „…und täglich grüßt das Murmeltier“! Die Leute sehen immer gleich aus, die Pressefotos sind fast austauschbar, die Songs klingen irgendwie immer schon vertraut, die Produktion ist zwar makellos und immer dick produziert, lässt daher aber auch keinen Spielraum für Abweichungen von der Norm, das Spielchen Schreigesang meets Cleanvocals im Refrain ist auch schon bekannt, die Verwendung von Elektrosounds nimmt auch immer mehr zu, ebenso wie Einsatz von anderen eher unerwarteten Effekten (bei GREELEY ESTATES beispielsweise plötzliche Einwürfe eines Gospelchores). Selbst die Karrieren sehen bei vielen Bands fast gleich aus: Demo im Eigenvertrieb auf zwanzig-dreißigtausend Einheiten gebracht, große Fangemeinde, Myspace-Boom, Vans Warped / Taste Of Chaos-Tour! Die Bands kommen in der Regel bei Ferret oder Victory raus und verkaufen sich ohne Ende!
Jetzt ist es raus! Das lag mir schon lange auf der Zunge, und ich denke, da geht es mir nicht alleine so. Hat also eine Band wie GREELEY ESTATES mit ihren (auch schon immer mehr zum Trend mutierenden) ewig langen Songnamen eine ernstzunehmende Daseinsberechtigung? Die Antwort ist ganz einfach: natürlich hat sie die! Denn wie gesagt, sie machen ihre Sache wirklich gut und stehen den derzeit abgefeierten Szenegrößen sachlich in nichts nach, werden wahrscheinlich demnächst sogar selbst dazu zählen. Die Frage, die sich mir nur stellt ist, ob man sich in ein oder zwei Jahren noch an all die GREELEY ESTATES, The Devil Wears Prada´s, Four Letter Lie´s etc. erinnern können wird?!? Es fällt mir zumindest jetzt schon schwer, die ganzen Screamo-Bands der letzten drei Jahre zu unterscheiden (von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen), und derzeit wird wohl in keinem anderen Musiksektor mehr an neuen Sachen täglich rausgepowert als hier. Da kann man es manchen Bands wie z.B. Funeral For A Friend eigentlich gar nicht mehr übel nehmen, dass sie sich immer mehr von ihrem grandiosen Debütalbum entfernt haben.
Um noch mal auf die Platte an sich zurück zu kommen: der Screamo-Fan von heute kriegt eine Vollbedienung! Die Riffs krachen, der Gesang ist eher im kreischigen Sektor gehalten, Überraschungsmomente sind ebenso gerne gesehen wie große Gesangsaugenblicke! Die Produktion der Scheibe lässt keine Wünsche offen. Zugreifen, kaufen, und neben die geschätzt fünfzig anderen Scheiben stellen, die dieses Jahr bereits erschienen sind und nahezu identisch klingen! Im Marathonsport oder Iron Man gibt es auch unzählige gute Sportler, aber nur die wenigsten wissen überhaupt noch, wer zweiter oder dritter geworden ist…