‚Nichts zu beweisen’ haben die Herren von H2O tatsächlich. Die 1996 gegründete Straight Edge-Kapelle liefert nach sieben Jahren Pause ein Album ab, dass mit allen Wassern gewaschen ist. Motivation des Comebacks könnte sicherlich der überall ersichtliche Erfolg anderer Hardcore-Combos der ersten Stunden sein, die sich alle nach und nach wieder zusammengerauft haben, um mal wieder ein Album zu veröffentlichen.
H2O sind allerdings keineswegs vergleichbar mit diesen ganzen Bands. Gleich der Opener ‚1995’ macht klar, dass es hier nicht darum geht, sich auf alten Lorbeeren auszuruhen, sondern dass die Band sich den Herausforderungen der Neuzeit stellen will, auch wenn thematisch alles bereits behandelt wurde. Die Band sieht die Welt jetzt aus anderen Augen. Textlich sind es sehr persönliche Dinge, die Toby Morse zum besten gibt, und die sich irgendwie alle ein wenig mit dem Altern in einer Jugendszene beschäftigen: mit über dreißig noch Straight Edge sein oder trotz tätowierter Arme als verantwortungsvoller Erwachsener betrachtet zu werden sind dabei nur zwei Beispiele.
Obwohl ‚Nothing To Prove’ irgendwie wie ein Melody-Punk-Album mit tonnenweise Singalongs klingt, zeigen nicht zuletzt die vielen Gastmusiker, die sich hier die Klinke in die Hand geben, dass H2O sich eher als Hardcoreband sehen: Roger Miret von Agnostic Front, Lou Koller von Sick Of It All, Civ von den Gorilla Bisquits und Kevin Seconds von 7 Seconds haben sich auf diesen zehn Tracks mit verewigt.
Mit relativ einfachem Akkordriffing, kleinen aber feinen Melodien, einem für Melody-Punk typischen Einheits-Schlagzeugbeat ist das Grundgerüst der Songs stets schon innerhalb kürzester Anspielzeit klar und überrascht eigentlich nirgends. Die gesanglichen Künste von H2O liegen auch eher in der Überzeugung und Authentizität, mit der die Lieder vorgeschmettert werden, denn in großer Kunstfertigkeit. Zugegeben: man hat schon deutlich schlechter gesungene Hardcore-Punk-Scheiben gehört, aber Tonsicherheit ist noch etwas anders. Darauf kommt es bei einem solchen Album allerdings auch nicht an.
Wichtig sind vielmehr die Inhalte, die positive Grundstimmung, die dieses Album erzeugt, sowie die Möglichkeit, jede einzelne Zeile schon nach kurzer Zeit mitgröhlen zu können. Hardcore ist ursprünglich eine Musik gewesen, die hauptsächlich live und auf der Bühne ihre Berechtigung gefunden hat, eigentlich ist es das immer noch, doch das wird vielfach vergessen. H2O sind der lebende Beweis dafür, dass CD´s eigentlich nur das Beiwerk sind, dass es dem Fan ermöglicht, sich auf die Konzerte vorzubereiten, denn auf der Bühne ist dies Band wirklich zu Hause. Da überrascht es auch nicht, dass zur Veröffentlichung der Scheibe so ziemlich jeder Winkel auf diesem Planeten angesteuert wird, um überall wieder ein Feuer in den Herzen der Zuschauer zu entfachen. Ob die mittlerweile schon etwas älteren Herren dies noch genauso gut können wie zu Beginn ihrer großartigen Karriere, gilt es zu beweisen. Ich bin gespannt darauf!