Hearse – In These Veins

Zu ihrem vierten Album haben die drei Schweden von HEARSE auf das heimische Label Dental Records gewechselt, um endlich die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu erlangen. Das könnte glatt gelingen, wenn man bedenkt, wieviel geballtes Wissen hier aufeinander trifft: Dental Records kann auf die jahrelange Erfahrung von Cold Records und Threeman Recordings zurückgreifen, HEARSE-Frontmann Johan Liiva war der frühere Schreihals von Arch Enemy, Schlagzeuger Max Thornell hat auch schon bei Furbowl die Felle malträtiert, und nicht zuletzt Produzent Dan Swanö sollte durch seine vielen eigenen Bands oder produzierten Bands hinlänglich bekannt sein, Edge Of Sanity und Opeth seien hier nur als Beispiele genannt.

Was einen auf ‚In these veins‘ erwartet, kann recht schnell in Worte gefasst werden: die Scheibe ist eine megadick klingende melodische Deathmetal-CD mit Crustcore-Einwürfen. Moment: megadick klingend? Ja, denn leider schwächeln die Songs auf Dauer ein wenig an Ideen und Präsenz. Das Geschrei von Johan Liiva ist relativ eintönig, und wird dadurch etwas fade, dass auch die Gitarren zu einem großen Teil nur Akkorde vor sich herschieben. Sobald die Herren sich dazu entschließen, Melodien in die Songs einzubinden, wirkt das ganze herzhaft erfrischend und kräftig, doch leider ist für gute Melodien in den Songs scheinbar nicht genug Platz. Viel zu häufig wird nach dem Motto „weniger ist mehr“ einfach drauflosgeschrotet, was zwar für ordentlich Druck auf den Ohren sorgt, aber halt auch langweilt.

Was gerade recht negativ klingen mag, muss allerdings relativiert werden. Es handelt sich um ein wirklich krachendes Album. Der Knackpunkt ist halt der, dass die Scheibe zu wenig Ruhepausen lässt, um sich auf den nächsten Knall einzustellen. Hier hätte man ein paar weitere Melodien, eventuell sogar mal einen Cleanpart oder ähnliches einbringen sollen. Auch hätten abwechslungsreichere Gesangsparts der Scheibe sehr gut getan, das ist allerdings auch Geschmackssache.

Für Crustfans ist die Scheibe Gold wert. Deathmetaller werden der Songs unter Umständen recht schnell überdrüssig, es sei denn, sie haben leichte Punk-Ambitionen. Ein klanglich toll produziertes Album, das mit etwas mehr Fingerspitzengefühl im Songwriting und mit ein wenig mehr Varianz im Gesang ein Hammer sein könnte.

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