Heavy Heavy Low Low aus Californien sind eine Band, wie sie schwieriger nicht zu beschreiben wäre. Sie selbst sprechen bei ihrer Musik von Jazz-Prog-Noise-Core, ich benenne es als Chaos-Core, der ähnlich anstrengend ist wie ein auf dem Nerv bohrender Zahnarzt. Erstaunlich, wie viele unterschiedliche Ideen, Rhythmen und Töne fünf junge Leute gleichzeitig von sich geben können. Wer The Dillinger Escape Plan für eine Zerreißprobe von Nerven und Trommelfell gehalten hat, der muss sich jetzt warm anziehen. Bei Heavy Heavy Low Low wird an Dissonanzen und spontanen Tempowechseln nicht gespart.
Eigentlich ist es dann doch erstaunlich, dass trotz dieser wirren Strukturen und eher untypischen Disharmonien etwas als Ergebnis herauskommt, was teilweise doch nach einem Hauch Struktur klingt. Insbesondere die Rhythmus-Sektion trägt dazu bei, dass die Songs doch noch als Songs erkannt werden können, und nicht nur als Zusammenhäufung unterschiedlicher Töne. Der wirr zwischen Gekreische und nörgelndem Gequäke wechselnde Gesang passt sich wunderbar in das Gefüge aus schiefen Akkorden und schrillen Melodien ein.
Mit dem Ziel, ihre Songs so verrückt wie möglich zu gestalten, ist dem Fünfer mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 19 Jahren wahrlich ein großer Wurf gelungen, wurde doch eigens für dieses Release ein Unterlabel bei Ferret Music gegründet. Deren Booking Manager Nick Storch hörte das Demo der Band und war vom Fleck weg derart begeistert, dass er unbedingt mit Heavy Heavy Low Low zusammenarbeiten wollte, und um das zu ermöglichen, nahm er sie unter einem eigens erstellten Label unter Vertrag. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass die Band seit August letzten Jahres permanten Konzerte gespielt haben und während dieser drei Touren in den USA nicht einmal zu Hause gewesen sind. Ein hart erarbeiteter Lohn.
Was Heavy Heavy Low Low mit ihrem Duschabfluss auf dem Cover, den Duschhähnen im Booklet oder aber ihren Songs an sich sagen wollen, bleibt ungeklärt, aber vielleicht ist der Albumtitel ja der Schlüssel zu allem und eine unterschwellige Kritik an der Gesellschaft:’Everything´s watched, everyone´s watching’. Passender für diese Scheibe wäre vielleicht gewesen:’ Everything´s played at the same time, hopefully someone will listen to’.
Für Freunde von Chaos-Core absolut empfehlenswert, alle anderen können sich die Scheibe aus Interesse oder alternativ als abschreckendes Beispiel aber auch gerne anhören.