I Defy rocken auf ihrem neuen Album ‚On the outside’ richtig los. Wenn man es nicht besser wüsste, sollte man annehmen, dass die Jungs von der anderen Seite des großen Teiches kämen und ihr ganzes Leben nichts anderes als Oldschool-Hardcore gemacht haben, aber weit gefehlt: Bei I Defy handelt es sich um Hannoveraner Jungs. Wirklich beeindruckend, was für ein Feuerwerk die vier Jungs da abfackeln, musikalisch irgendwo zwischen Stretch Arm Strong, Shelter und Dag Nasty angesiedelt (wie die Presseinfo nicht treffender hätte beschreiben können).
‚On the outside’ ist das zweite Full Length Album, bietet insgesamt 14 mitreißende Oldschool-Songs und tritt salopp gesagt kräftig in den Allerwertesten. Soundmäßig ist die Scheibe ein richtiger Knaller, bietet zwar keinen richtig überwältigenden Druck, der hätte den Songs allerdings auch nicht zu Gesicht gestanden. Die Aufnahme ist klar und differenziert, die Gitarren braten, das Schlagzeug klatscht ins Gesicht, der Gesang steht mitten im Geschehen, wunderbar. So muss ein Hardcore-Album im Oldschool-Style einfach klingen. Man kann sich schon beim Anhören der CD vorstellen, wie die Songs live abrocken werden. Natürlich bietet ‚On the outside’ auch genug Singalongs, dass die Vorfreude auf ein Livekonzert noch größer wird. Es wäre allerdings auch überraschend gewesen, wenn das Album nicht Livequalitäten zeigen würde, wenn man die langjährige Erfahrung der einzelnen Bandmitglieder berücksichtigt.
Über Coverdesigns kann man sicherlich geteilter Meinung sein, auf jeden Fall ist das Sprayer-mäßige Bild für die Machart allerdings gut gelungen. Ob man es mag, steht ja auf einem anderen Blatt Papier, und als Entschädigung für die, deren Geschmack es eben nicht trifft, geizt das Inlay nicht mit schicken Livefotos.
Anspieltipps wären einige zu nennen, je nachdem, auf welche Details der Songs man nun gerade steht. Meine persönlichen Highlights sind die Songs, die (schon alleine längenmäßig) einen gewissen Aufbau erlauben, wie zum Beispiel ‚Reformation day’ oder ‚Wasting days’. Natürlich darf man sich auf Myspace wieder mal ein paar Sachen testweise anhören, um sich selbst ein Bild zu machen, aber wer auf Fingerpointing und Singalongs keine Lust hat, kann sich diesen Weg sparen. Alles in allem ein sehr gut gelungenes Album, welches allerdings daran krankt, dass es nur und ausschließlich in einem musikalischen Sektor arbeitet, der schon so gut wie abgegrast ist.