Der Name IHSAHN wird wahrscheinlich nur wenigen Leuten etwas sagen, wenn ich allerdings verrate, dass sich dahinter der Frontmann der norwegischen BlackMetal-Band Emperor verbirgt, dürfte es dann doch bei manchen Leuten „klick“ machen. ‚angL’ ist das zweite Album, das der vielbeschäftigte Herr aus Notodden nun als Soloprojekt herausbringt, und ähnlich wie bei seinem Debüt ‚The Adversary’ vor zwei Jahren sind die Meinungen innerhalb der Szene hierzu stark unterschiedlich.
Um das „vielbeschäftigt“ noch kurz zu erläutern und zu zeigen, wie viel kreatives Potential in IHSAHN liegt, hier nur eine Aufzählung der Bands, mit denen er nunmehr sein 25. (!!!) Album herausbringt: Thou Shalt Suffer, Emperor, Zyklon-B, Peccatum, Hardingrock, und eben Ihsan.
Warum spaltet sich jetzt die Kritik auf dieses Projekt so sehr? Nun, IHSAHN macht eben nicht das, was von ihm erwartet wird. Wer auf neue Songs der Marke Emperor hofft, wird nur bedingt Spaß an dem Album haben. Zwar sind eindeutige Tendenzen in Richtung BlackMetal zu hören, aber genauso stark sind auch Einflüsse aus gänzlich anderen Musikstilen. Genau das ist es, was der Norweger an seinem Soloprojekt so zu schätzen weiß, dass er sich nämlich nicht irgendwelchen Zwängen unterwerfen muss, nicht nach seinen Mitstreitern richten muss und auch keinerlei Erwartungen zu erfüllen hat, sondern genau das tun kann, wonach ihm der Sinn steht. Dabei herausgekommen ist ein sehr melodisches, größtenteils gekrächztes Album, das im Metalbereich so ziemlich jeden Sektor kurzfristig abgrast, um aus diesen vielen unterschiedlichen Einflüssen ein eigenes Ganzes zu kreieren.
Im Vergleich zu seinem Debüt geht es hier allerdings deutlich härter zur Sache. Möglicherweise hat die kurzfristige Live-Reunion mit Emperor hier einen entscheidenden Wegweiser für das Songwriting geliefert, jedenfalls war ISAHN noch nie so spürbar bösartig. Für Bass und Schlagzeug zeichnen sich Asgeir Mickelson und Lars Norberg von Spiral Architect verantwortlich. Ihr präzises Spiel verleiht der Scheibe ebenso eine Eindrucksvoll Präsenz wie der Gastauftritt von Opeth-Frontmann Mikael Akerfeldt auf dem Track ‚Unhealer’. Die Idee, gemeinschaftlich etwas zu machen, ist wohl schon älter, und beide waren froh, dass es nun endlich geklappt hat.
ISAHN setzt seinen individuellen Weg im Metalbereich weiter fort, wird sich auch weiterhin mit den Kritikern auseinandersetzen müssen (auch wenn diesmal deutlich härtere Gangarten gewählt wurden), macht aber auch deutlich, wie hoch sein künstlerisches Potential wirklich liegt, denn gerade im BlackMetal-Bereich gibt es in dieser Hinsicht ja zugegebener Maßen den einen oder anderen Tiefflieger.