Es sind etwa zweieinhalb Jahre vergangen, seit JULIA ihr letztes Album herausgebracht haben. Damals haben mich die Österreicher nicht vom Hocker gehauen, allerdings auch nicht gelangweilt. Insgesamt war das Gesamturteil wohl eher positiv, mit dem Vermerk, dass die Songs wohl besser live funktionieren dürften als auf Scheibe, was sie dann auch kurze Zeit später im Vorprogramm von Billy Talent beweisen durften.
Diese Tour scheint sich insgesamt recht positiv auf die Band ausgewirkt zu haben. Nicht nur hat es natürlich dem Bekanntheitsgrad von JULIA nochmals einen kleinen Aufschwung verpasst, auch im Bereich des Songwritings scheint die Amiband einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben, denn: ‚The Scars We Hide’ ist zwar immer noch ganz klar als ein JULIA-Album zu erkennen, es regiert immer noch der Stadionrock, aber es hat doch einen leichten Drall in Richtung Billy Talent gegeben. Insbesondere die Gitarren haben sich klanglich und spieltechnisch dahingehend verändert, dass nun auch häufiger mal ein kleines Lick statt nur immer Akkorden zu finden ist. Beim Gesang legt man ab und an wieder eine Schaufel mehr nach, um ordentlich Zunder zu entfachen, und auch im Schlagzeugsektor wird mehr Können gezeigt als noch auf ‚Sunrise’.
Ob sich sonst noch was getan hat? Nach der zwischendurch eingelegten Baby-, Live- und Songwritingpause wären doch viele Änderungen möglich gewesen. Erwartet man hier ein „Leider nein“ oder „Zum Glück“, hat man die Kritik zum Vorgänger falsch verstanden. Es hat sich nur wenig getan, aber warum sollte eine Band, die auf Erfolgskurs sitzt, auch etwas Grundlegendes ändern? Vielmehr hat JULIA es geschafft, ihre Stärken noch etwas besser hervorzuheben und die eher gebräuchlichen Parts ein wenig zurückzuschrauben. Alles in allem ist ‚The Scars We Hide’ erneut ein Album, das den breiten Geschmack der Masse treffen dürfte. Was immer noch ein wenig fehlt, ist der große Aha-Moment, die absolute Hit-Single, das unverkennbare „darauf habe ich gewartet“-Riff oder der wochenlange Ohrwurm, den man nicht loswird. Die Songs gefallen allesamt, aber auch hier ist keiner dabei, den es nicht in ähnlicher Form schon einmal gegeben hätte. Entsprechend ist es wohl die mangelnde Individualität, die der Band den absolut großen Durchbruch verwährt, die Schüchternheit, nicht einmal einen ungewöhnlichen Song rauszuhauen, mit dem sie von sich reden machen könnten. Somit bleibt JULIA eine nette Band, die man sicherlich insbesondere auf großen Festivals abfeiern kann, die aber auf Scheibe etwas zu glatt sind.