Habe ich nicht vor gar nicht allzu langer Zeit geschrieben, dass ich diesen Oldschool-Geschichten nicht allzu viel abgewinnen kann? Es scheint, als habe sich die Szene dazu verschworen, sich gerade deswegen nur noch von ihrer besten Seite zu zeigen. Mit LA VIEJA GUARDIA kommt eine Band auf I Scream Records mit einer Debüt-CD raus, die in sich absolut wütend klingt. Worüber die Herrschaften so erbost sind, entzieht sich allerdings aufgrund sprachlicher Barrieren meiner Kenntnis. Wer auf Spanisch vor sich hin schimpft, der kann in Deutschland nicht mit so viel (sprachlichem) Verständnis rechnen. Dass die Band allerdings aus Miami, Florida stammt, ist dann zumindest klanglich nicht wirklich überraschend.
Als absoluter Fan von Schlagzeuger Alex Marquez besitze ich natürlich auch das völlig unterbewertete Album seines Hardcore-Projektes Anger. Das war der erste Gedanke, der sich mir aufdrängte, dass hier viele Parallelen im Songwriting sind. Etwas verdutzt lese ich dann in der Presseinfo, dass die Band aus Exmitgliedern von Slapshot, Ignite, The Vandals und eben genau dieser Band Anger bestehen würde und dass das ganze ursprünglich eher aus der gescheiterten Vorgängerband ‚Guajiro’ entstanden ist. Soviel zur Entstehungsgeschichte der Band und den Szenepunkten, die die einzelnen Mitglieder bislang sammeln konnten.
Die Band spielt Oldschool-Hardcore mit Geschrei. Keine Anleihen aus neumodernen Stilrichtungen, kein Geplänkel in Punk-Gefilden, purer Oldschool, wie ihn unter anderem auch Bands wie Sick Of It All oder Madball in ihren Anfangszeiten gespielt haben. Mit diesem Namedropping dürfte dann eigentlich auch schon alles erzählt sein.
Klanglich ist die Scheibe in Ordnung, die fünf darauf enthaltenen Songs gehen allesamt nach vorne los und halten sich nicht mit irgendwelchen großen Intros auf.
Wer Freund der genannten Referenzbands ist, kann bei dieser EP getrost zugreifen. Wer kein Spanisch spricht, aber trotzdem Wert auf die Songtexte legt, ist hier allerdings wohl aufgeschmissen. LA VIEJA GUARDIA sind ein frischer Funken in der Glut des Oldschool-Hardcore, ob daraus allerdings wieder ein Feuer entfachen wird, ist derzeit zweifelhaft.