Leandra – Metamorphine

Leandra ist nicht ganz leicht zu verdauende Kost, aber durchaus hochkarätig. Hinter dem Namen verbirgt sich die Keyboarderin Ophelia Dax der Band ‚Jesus On Extasy’ auf Solo-Exkurs. Dass Sie weit mehr zu bieten hat, als nur schnöde auf die Tasten zu drücken, wie es bei anderen Keyboardern teilweise zu sehen ist, beweisen alleine schon die Auszeichnungen, die sie in jungen Jahren errungen hat, darunter auch ein Junioren-Stipendium an einem Musikkonservatorium. Das liest sich auf dem Papier alles recht gut, und man ist schon geneigt, den sprichwörtlichen Hut zu ziehen und mit Vorschusslorbeeren nicht zu geizen. Aber kann die CD diese hohen Erwartungen auch erfüllen?
Leandra lebt in ihrer Musik. Sie verarbeitet Gefühle, Erlebnisse, Träume und Phantasien in einen Klangteppich, der sich zumeist sanft und weich über einen ausbreitet, um dann immer schwerer zu werden, bis es einen fast erdrückt. Absolut einfühlsame Songs, die extrem gut nebenher laufen können, ohne zu stören, aber auch genauso dazu einladen, mittels Kopfhörer bis ins Detail erforscht zu werden. Dabei sind nicht wirklich Songstrukturen zu erkennen, sondern eher Eindrücke und Emotionen, die vermittelt werden. Jeder einzelne Song erzeugt eine eigene, aber immer intensive Stimmung.
Was die Sache so interessant gestaltet, nämlich die Tatsache, dass dieses Album auch auf leisest möglicher Lautstärke sehr gut funktioniert, ist auch gleichzeitig der Nachteil des ganzen. Es dauert eine ganze Zeit, bis man sich eingestimmt hat auf die Lieder und den emotionalen Tiefgang, den diese erzielen, und wenn es dann soweit ist, brechen plötzlich unerwartete, eher laute Töne aus den Boxen. Keine Bange, dadurch wird nicht alles zerstört, was vorher aufgebaut wurde, und es handelt sich auch keinesfalls um einen Stilwechsel. Fakt ist aber, dass die Scheibe deutlich besser rüberkommt, wenn man sie gleich zweimal hintereinander anhört. Doch wer hat für solche Experimente schon Zeit und Muße?
Ich hätte mir erwünscht, dass LEANDRA schneller auf den Punkt kommen würde. Als Hintergrundmusik eignet sich ‚Metamorphine’ sehr gut, auch wenn es kein Easy Listening ist. Besonders hervorheben möchte ich den Song ‚The art of dreaming’. Im Duett mit Sven Friedrich bekommt das ohnehin schon recht vielschichtige Album noch eine weitere Klangfarbe dazu. Wer auf folkloristisch angehauchte, eher ruhige Musik steht, der wird bei LEANDRA schnell glücklich!

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