Lighthouse Project – Gift

Das zweite Album von LIGHTHOUSE PROJECT hört auf den Namen ‚Gift’, und was man hier geschenkt (nicht vergiftet) bekommt, sind 11 klassische Hardcore-Songs mit Oldschool-Mentalität, aber modernerem Gewand. Also: alle Fingerpointer aufmerken und genauer lesen, was hier abgeht.
Spätestens mit den neuen Alben von LIGHTHOUSE PROJECT und Endstand, über welches Carsten parallel berichtet, dürfte klar sein, dass Finnland weit mehr zu bieten hat als nur ein Hardrock Halleluja oder verträumten kleine-Mädchen-Metal der Marke Him oder Lovex. Hier wird zornig nach vorne gepoltert, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Selten war eine CD-Produktion klanglich so nahe am zerkratzte LP-Sound dran wie diese. Alles klingt roh, leicht angezerrt, etwas zu höhenlastig, irgendwie anders als gewohnt. Das hat nicht viel mit digitalem Hörgenuss zu tun, dennoch entbehrt es nicht eines gewissen Charmes.
Ich entsinne mich daran, vor Urzeiten mal eine LP von Chokehold abgöttisch geliebt zu haben, welche sich damals im Sumpf des Hardcore dadurch abheben konnten, dass sie ihre gesamten Produktionen mit Bordmitteln in Eigenregie durchgezogen haben, was vor etwas mehr als einer Dekade nicht so einfach war wie es heute ist. Dadurch lag das Ergebnis klanglich halt auch nicht sehr viel vor einer Stereo-Kassettenrekorder-Aufnahme, aber gerockt haben die Songs trotzdem.
Genau das gleiche Gefühl stiehlt sich heimlich und langsam auch bei ‚Gift’ ein, und spätestens bei SONG NUMMER 3 steht fest: LIGHTHOUSE PROJECT machen, wonach ihnen gerade ist, und wenn dann halt ein einigermaßen gerader Cleangesang passend ist, dann wird der auch reingesetzt! Die Kehrseite der Medaille ist allerdings auch, dass, wenn eben mal Gitarren rückkoppeln oder quietschen, extrem tief eingeatmet wird und ähnliches, auch dieses alles mit auf der Aufnahme landet, denn dadurch wird es authentisch und nahe am Proberaum-Erlebnis gehalten. Eigensinnig, aber dennoch interessant.
Mehr gibt es eigentlich über LIGHTHOUSE PROJECT auch gar nicht zu schreiben, die Songs sind hardcore-punkig, die Produktion krachig, und live dürften die Jungs richtig zünden, auf Scheibe würde man sich allerdings etwas mehr Ordnung im Chaos wünschen, etwas mehr Ruhe zum Genießen, einfach mehr Qualität und Professionalität, als es hier der Fall ist, denn: wer Geld auf den Tresen legt, um eine CD mit nach Hause zu nehmen, der kann eigentlich auch erwarten, dass ihm (oder ihr) etwas für das Geld geboten wird, das mehr als nur aufgenommen wurde, sondern wo auch ein wenig Arbeit hintersteckt.

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