Mely – Portrait Of A Porcelain Doll

Die Österreicher MELY präsentieren uns mit ‘Portrait of a porcelain doll’ ihr insgesamt viertes Album. Die Düster-Metaller heben sich in ihrem Klang von anderen Darkmetal-Bands insbesondere durch ihren vielschichtigen, häufig mehrstimmigen Gesang ab. Zu ihrem zehnjährigen Bandjubiläum hat es das Quintett bereits weit gebracht, aber genug haben sie noch lange nicht.
Nachdem die Band 2007 ihr drittes Album ‚Leave and enter empty rooms’ endlich auch mal über ein Label rausbringen konnte und eine für sie erfolgreiche Europatour mit Xandria und Stoneman spielte, riss ihr Glücksfaden kurzfristig. Zunächst trennte sich das Label von MELY, dann entschied sich Drummer Helmut aus privaten Gründen, aus der Band auszutreten. Mit Hannes war dann im September 2008 ein neuer Mann hinter der Schießbude gefunden, und endlich konnte man mit den Vorbereitungen für ‚Portrait of a porcelain doll’ beginnen. Da Qualität ja für sich spricht, war es für die Band auch kein Problem, ein neues Label zu finden, das sich dieser neuen Songs annehmen würde.
Aber genug der Geschichtsstunde, kommen wir zum aktuellen Album. Wie schon zu Beginn gesagt, ist es der mehrstimmige Gesang, der diese Band auszeichnet. Hierbei orientieren sie sich klanglich bei bekannten anderen Düsterrockern, mal ein wenig End Of Green-mäßg (wie beispielsweise in meinem persönlichen Favoritensong ‚Hell low’), dann wieder eher wie Anathema, sogar ein Hauch von Type 0 Negative scheint durch den Klang zu schwirren, wenn auch eher die höher gesungenen Passagen von diesen.
Klanglich ist die Aufnahme sehr fett gelungen, durch die Keyboards bleiben keine Frequenzen ungenutzt, das Schlagzeug hat einen natürlichen Ton, ohne großartig nach Triggertechnik zu schreien, der Mix ist sehr stark auf dominanten Gesang ausgelegt (was den Songs sehr gut zu Gesicht steht), trotzdem drücken Gitarren und Schlagzeug an den entscheidenden Stellen kräftig im Bassbereich.
Leider ist das Songwritingkonzept der Band sehr schnell durchschaut: eine Gitarre sorgt mit verzerrten Akkorden zusammen mit Bass und Schlagzeug für den Schub, der Gesang ist der Dreh-und Angelpunkt, und zur Begleitung gibt es in der Regel eine akustische Gitarre sowie Keyboards und Piano, die für den romantischen Touch der Songs verantwortlich sind. Nach einiger Zeit wird das geradezu aufdringlich, und man sehnt sich nach einer von vorne bis hinten knallenden Nummer oder einer Ballade. Ähnlich wie bei späteren HIM-Alben sind die Songs dann ab einem gewissen Zeitpunkt durchweg vorhersehbar, das kann aber den gelungenen Eindruck, den die Band in den ersten Momenten macht, nicht kaputtmachen. Statt dessen empfehlen wir hiermit ausdrücklich die Salamitaktik: dieses Album sollte man nicht am Stück, sondern scheibchenweise genießen!

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