MOTÖRHEAD sind keine Band. Sie sind Legende. Kultobjekt. Mythos. Ein lebendes Fossil. Der Quastenflosser des Musikbiz. Unzerstörbar. Omnipräsent. Sie werden von vielen belächelt, aber von noch mehr geschätzt, geliebt, verehrt, angebetet, vergöttert. Dabei ist die Formel doch so einfach: „Good evening. We are MOTÖRHEAD. And we play Rock´n´Roll.”
Ohne die anderen Mitglieder herabzusetzen: eigentlich ist MOTÖRHEAD eine One-Man-Show aus Lemmy Kilmister, jenen englischen Pfarrersohn, der am Heiligen Abend 1945 das Licht der Welt erblickte und doch selbst so unheilig ist. Durch seine Adern fließt der Alkohol. Seine Lungen sind gut geteert. Vielleicht ist gerade das die Erklärung dafür, warum der Rockopa und ehemalige Jimi-Hendrix-Roadie so unverwüstlich erscheint, warum er einfach an dem festhält, was er immer gemacht hat: dreckigen Rock´n´Roll.
Denn so sehr die Fangemeinde immer gespannt auf ein neues MOTÖRHEAD-Album wartet, so sehr dürfte sie zuvor wissen, was sie bekommen wird. Dabei bildet „Motörizer“, das 20. Studioalbum keine Ausnahme. Zum Teil in Dave Grohls (FOO FIGHTERS) Studio aufgenommen und stilistisch mit den beiden Vorgängern “Inferno” und “Kiss Of Death” verwandt, bietet das aktuelle Opus lediglich eine Momentaufnahme der Band, kein wegweisendes Konzeptalbum. Drummer Mikkey Dee selbst behauptet, die Truppe würde nicht Monate lang an den Songs rumtüfteln. Man geht ins Studio, nimmt auf, fertig. Spätestens in zwei Jahren ist dann das nächste Album dran; und erst dann mag man beurteilen können, welche Songs von „Motörizer“ wirklich hängen geblieben sind und sich noch in den Live-Sets wieder finden lassen, wohingegen andere Stücke sich zu den Unsummen passiven Liedguts gesellen, die MOTÖRHEAD in über 30 Jahren Historie angesammelt hat.
Chancen darauf bestehen bei der typischen Speed-Nummer „Buried Alive“ mit ihrem einprägsamen Chorus und den zweistimmigen Gitarrenläufen à la IRON MAIDEN. Oder aber beim Folgetrack „English Rose“, einem rockig-stampfenden Monster, das allein mit Lemmys Gesang einsetzt. Auf jeden Fall dürfte „Rock On“ im Repertoire bleiben. Zwar erinnert der Einstieg stark an „Ace Of Spades“, doch ansonsten wird hier der perfekte MOTÖRHEAD-Song in seiner xten Auflage zelebriert. Schnell und straight eignet er sich zum Bangen, Pogen und Mitsingen.
„Motörizer“ hebt die Welt nicht aus den Angeln, sondern sorgt dafür, dass sich der Metal-Zirkus weiterdreht. Ein Schritt auf dem weiteren Weg, der nicht mühsam ist, sondern einfach nur kurzweilig unterhaltend. Ein solides Output des Trios. Mal gucken, wann das nächste kommt.