Wie war die Gefühlslage, als eine der besten Punkrock-Bands der Neunziger nach acht Jahren ein Comeback-Album angekündigt hatte? Klar, bestimmt von Vorfreude. Und wie war die Situation, als man die CD zum ersten Mal ins Abspielgerät einlegte? Sicher, die Hände zitterten. Hoffentlich ist sie gut, hoffentlich ist sie gut. Und nach dem ersten Hören? Freudestrahlen auf der ganzen Linie. Von wegen überhaupt keinen Spaß!
Es war auf dem Höhepunkt der Punkwelle, ca. 1995, als sich mehrere Schweden dachten: „Was die Kalifornier können, können wir auch!“ Und auf einmal wurde aus einem kleinen Label aus Örebro namens Burning Heart eine der Trendschmieden, vor allen Dingen aufgrund der heiligen Punkeinigkeit MILLENCOLIN, SATANIC SURFERS und eben NFAA. Wurden die Erstgenannten mit ihrem poppigen und vom Ska angehauchten Gute-Laune-Punk schnell zu den Erfolgreicheren des Trios, galten die SURFERS bis zu ihrer Auflösung (schade, schade) vielen als zu politisch und zu vertrackt, während NFAA immer damit kämpfen mussten, dass man ihnen attestierte bzw. vorwarf, sie wären der schwedische Halbbruder von BAD RELIGION und PENNYWISE. Was oftmals eine Last darstellte, sollte eigentlich eine Ehre für alle Beteiligten sein.
Auf ihrem sechsten Studioalbum „Low Rider“, veröffentlicht über ihr eigenes Label Burn Em Down Recods (benannt nach dem Opener ihres Drittwerkes „Out Of Bounds“), machen NFAA das, was sie am besten können und was Fans von ihnen erwartet haben. Highspeed-Punk mit Schmackes und ganz viel Melodie, der die BAD-RELIGION-Wurzeln in keinster Weise verstecken will. Schon der erste Track „Mine All Mine“ macht nach einem kleinen Intro unmissverständlich deutlich, dass der Weg nur nach vorne führt, „Forevermore“ ist ein gekonnter Singalong Marke „In A Rhyme“ oder „Should Have Known“, während „It´s such a Good Thing“ brachial an viele Tracks auf „No Straight Angles“ erinnert.
Ein besonderer Leckerbissen ist dann jedoch auch „Episode 666“, und ja, dahinter verbirgt sich ein Song von IN FLAMES vom Album „Whoracle“. NFAA revanchieren sich hier in überzeugender Manier bei ihren geschätzten Landsleuten, die vor ein paar Jahren „Strong And Smart“ metallisch aufpoliert hatten (frage mich immer noch, wo ich die Version herkriege).
Bandleader Mikael Danielsson und seine zum Teil umgestellte Mannschaft haben bewiesen, dass man nicht auf Ü30-Parties gehen und plötzlich schreckliche Musik hören und machen muss, sobald man dieses Alter erreicht hat. Beruhigend für Fans Baujahr 1977 und für die Jugend eine neue Band zum Entdecken. Wenn jetzt nichts Dickes mehr kommt, die Punkscheibe des Jahres 2008…vor PENNYWISE und MILLENCOLIN. Hört, hört.