Während Stiltreue mitunter in Langeweile ausarten kann, ist Vielschichtigkeit oftmals der Ritt auf einer Rasierklinge: Auf der einen Seite steht die Frage nach der eigenen Identität, auf der anderen das gewisse Etwas, das einen von vielen anderen Bands unterscheidet. NOISOME PASTE (wie zum Kuckuck spricht man das aus) aus der freien und Hansestadt Hamburg lassen sich nicht schneiden und präsentieren mit „Day In June“ einen nie langweilig werdenden Stilmix moderner alternativer Rockmusik.
Nach einigen negativen Erfahrungen mit der Musikindustrie hat sich das Quartett dazu entschieden, das Zweitwerk in kompletter Eigenregie zu produzieren und zu vermarkten. Totale Identifikation mit dem eigenen Werk, die Nähe zu den Fans und möglichst viele Live-Auftritte zeugen vom Underground-Denken der Band. Dass die Klangqualitäten der unter spartanischen Bedingungen aufgenommenen und nach 1996 klingenden EP darunter leiden, ist angesichts der sieben Songs – von Größen wie NIRVANA, FOO FIGHTERS, CHEVELLE, 311, DISTURBED oder ONLY LIVING WITNESS inspiriert – sehr schnell zu verkraften.
Besondere Anerkennung verdient die ausdrucksstarke Stimme von Sänger und Gitarrist Julius, der sowohl rockigen Songs wie dem Titelstück oder „Come Clear“ als auch vom Funk beeinflussten Nummern wie „Get Up“ zu ihrer musikalischen Dichte verhilft.
Angesichts vieler Bands, die von der Musikindustrie gepuscht werden – und das nicht immer zurecht –, ist es fast ein Armutszeugnis für die Betreffenden, dass eine Band mit solch einem Potential nicht die sie liebende Zuneigung erfahren hat, die sie verdient hätte. Das schreit nach einer Gehaltskürzung, wohingegen ich der „Krachpaste“ für die Zukunft alles Gute wünsche. Lasst mal wieder von euch hören.