Nonpoint – Vengeance

Vor nicht ganz einem Jahr wurde in Deutschland endlich NONPOINTs letztes Album ‚To the pain’ veröffentlicht, wohlgemerkt mit einiger Verspätung zum amerikanischen Markt. Nun ist dort endlich, und hier entsprechend schon so frühzeitig, der Nachfolger ‚Vengeance’ erschienen. Was einem gleich beim ersten Durchlauf ganz schnell klar wird: NONPOINT spielen immer noch ModernMetal, aber im Vergleich zum Vorgänger ist man deutlich massenkompatibler geworden.
Ich will hier nicht von einer Verweichlichung sprechen, sondern vielmehr die Tatsache unterstreichen, dass die Jungs ihr Songwriting um einige neue Elemente erweitert haben. Dabei gehen sie alles scheinbar etwas gelassener an, aus der Wut, die man noch in den Songs von ‚To the pain’ heraushören konnte, ist Resignation geworden. Entsprechend wirkt dieses Album von der Grundstimmung viel trauriger, melancholischer, und damit ehrlich gesagt auch tiefgreifender und mit deutlich mehr Ausdrucksstärke! Selbstverständlich kann man aber auch weiterhin erkennen, wo der Hammer hängt und welche Wurzeln diese Band hat. So ist weiterhin das Stakkato-Riffing prägend, und auch die Einflüsse vieler latein-amerikanischer Bands wie Il Nino, Soulfly oder Sepultura kann man weiterhin nicht leugnen. Macht aber nichts, dafür knallt das Zeug ungemein.
Auch im Bereich der Produktionsqualität hat sich nicht sonderlich viel getan: immer noch brutal fett, immer noch dominiert der Gesang, und auch weiterhin liegt der Schlüssel zum Erfolg in kratzigen Gitarren, unterstützt durch ein wuchtiges Fundament aus Bass und Schlagzeug. Aber wie eingangs schon erwähnt, zeigen sich NONPOINT auf ‚Vengeance’ facettenreicher als bisher. So kann man bei ‚Breathe’ schon von Nickelback-ähnlichen Strukturen und Klängen sprechen, und erst bei genauerem Hinhören sind Unterschiede zu erkennen… Das wirkt sich auf den Gesamteindruck dieser Platte positiv aus. Dass sie aber weiterhin eher eine hartgesottene Band bleiben wollen, beweist die Wahl ihrer ersten Singleauskopplung ‚March of War’, der zwar mit einer eher ruhigen Strophe aufwartet, dafür aber beim Refrain umso mehr reinknallt.
Ihren Status als einer der besten Nicht-Major-Label-Metalbands dürften NONPOINT mit ‚Vengeance’ nochmals kräftig untermauern. Es erscheint fast schon als Farce, dass diese qualitativ so hochwertige Band, die auch live zur Creme de la Creme gezählt werden darf, noch nicht das zu ihnen passende Major gefunden hat. Denn eine Band, die derart tief in sämtlichen amerikanischen Sportligen (hauptsächlich im Wrestling) verwurzelt ist, die daraus resultierend große Fanbasen ihr Eigen nennen kann, Beiträge auf Samplern oder in Computerspielen vorweisen kann und die ständig in Jingles bei Sportsendungen im Fernsehen zu hören ist, die muss zwangsläufig auch vermarktungstechnisch verwertbar sein.
Lediglich ein müdes Gähnen hingegen kann ich mir abringen, wenn es um die Covergestaltung geht. Ein viel zu häufig gesehenes Comicmotiv zeugt Karikaturen der Band als böse Gang mit Baseballschläger, und auch das Inlay ist entsprechend aufgemacht… Die Jungs fanden das wahrscheinlich supercool oder lustig, ich dagegen sage, dass das leider schon vor 2 Jahren abgedroschen war. Egal, dann bastele ich mir halt selber ein angemessenes Cover und betone lieber an dieser Stelle nochmals, dass NONPOINT tierisch rocken und Langweilerbands der Marke Ektomorph deklassieren!

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