Unglaublich! Die so unauffällig mit ‚Emerging‘ betitelte CD von OBSIDIAN ballert einem technisch einwandfreien, stark Meshuggah-lastigen Deathmetal vor den Latz, dass man nicht mehr weiß, wo vorne oder hinten sitzt.
Das Holland durchaus fähig im Bereich von Deathmetal ist, ist ja schon seit längerem bekannt, jedoch scheint dieses Genre zurzeit ein ordentliches Comeback zu erleben. Jüngst wurde hier Cypher besprochen, nun liegen uns neben OBSIDIAN noch Magnacult vor. Auffällig ist, dass diese drei Veröffentlichungen alle aus dem Hause Rusty Cage Records kommen. Was schnell klar wird: Holländischer Deathmetal hat kein Interesse an Elchtod-Riffing oder dem typischen Florida-Sound, sondern versucht, etwas gänzlich Neues zu entwickeln.
Arhythmisch, verzwickte Hooklines, und dennoch mit dem nötigen Maß an Melodie und Verständlichkeit, damit das ganze nicht unerträglich wird. Fieses Stakkato beherrscht die Szenerie, derbe geröhrte Vocals, die nur akzentweise mal eine kurze Melodie hauchen. Schlagzeuger Melle Kramer hat seine Hausaufgaben definitiv gemacht, und auch die Saitenschwinger von OBSIDIAN haben nicht zum ersten Mal ihre Instrumente um den Hals hängen. Wenn sie nicht gerade schöne Licks vortragen, dann arbeiten sie mit Rechenschieber und einer Veranlagung für Abzählen und Auswendiglernen an de. Wahnwitzig, wie hier die Riffings einander jagen, sich stellenweise ohne sofort erkennbares Muster wiederholen und mit jedem neuen Taktwechsel den Unterkiefer des Hörers weiter nach unten manövriert. Hier gibt es Bauklötze zu staunen, sofern man sich mit diesem Stil anfreunden kann. Ähnlich strukturiert, jedoch mit Gothicmetal-Kante, klingen übrigens auch die ebenfalls aus Holland stammenden Orphanage.
Dank kurzfristiger Lineup-Wechsel hat sich das Release von OBSIDIANs erstem Volllängen-Riller um etwa ein Jahr verzögert, denn kurz nach den Aufnahmen zum Album trennte sich die Band von ihrem damaligen Sänger Serge Regoor. Im März wurde dann der Gesang mit dem neuen Frontmann Robbe K neu aufgenommen, das Gesamtwerk neu gemastered und hat nun in seiner endgültigen Form den Weg in die Plattenläden gefunden.
Wer sich also sehr gut mit Bands wie Meshuggah, Opeth, Cynic etc. anfreunden kann, der kommt quasi an OBSIDIAN nicht vorbei. Technisch-progressiver Deathmetal in Bestform, obendrein auch noch mit einer Produktion versehen, die druckvoll und zugleich transparent geworden ist. Eine Freude, sich diese Scheibe anzuhören.