Open The Skies – Conspiracies

Zu einem Zeitpunkt, wo man gedacht hat, dass diese ganze Screamo-Geschichte langsam aber stetig abebbt und auch von den Ideen her alles schon mal da gewesen sein dürfte, überrascht es schon, wenn dann mal wieder eine Scheibe veröffentlicht wird, die genau das Gegenteil dessen darstellt. OPEN THE SKIES ist dieses Kunststück gelungen, und zwar mit Bravour. Obendrein gelingt ihnen noch der Spagat zwischen innovativ und vertraut.
Man hört der Band an, dass sie nicht aus Amerika kommen. Beim ersten Höreindruck schoss mir sofort durch den Kopf „Gitarrenriffing ähnlich der ersten Funeral For A Friend, bloß ein wenig härter“, und auch der Cleangesang von Josh McKeown weist Parallelen auf. Da kommt es entsprechend nicht wirklich überraschend, dass auch OPEN THE SKIES aus England kommen, um genau zu sein aus Surrey.
Wie einleitend schon erwähnt wurde: obwohl die Ideen frisch und unverbraucht sind, die die Band verwendet, ist das Schema und gedankliche Konzept dahinter altbewährt: Moshriffs treffen auf melodiöse Parts, Schreigesang trifft auf Cleangesang, eine Ballade rundet das Bild ab. Entscheidender Unterschied zu vielen anderen Bands ist hier aber, dass OPEN THE SKIES theoretisch auch komplett ohne Schreigesang auskommen würden, dabei dann aber nicht sofort in die Kategorie Rockband / Emorock gepackt werden müssten.
Die Produktion der Scheibe ist absolut in Ordnung: kernige, leicht schmutzige Gitarren, die kräftigen Druck aufbauen, dabei aber herrlich transparent bleiben, ein solides Bassfundament (hurra, man kann den Bass auch tatsächlich mal richtig gut hören), trockenes, aber nicht zu stark getriggertes Schlagzeug, ausdrucksstarker Schreigesang, dazu dann Cleangesang, der nicht weinerlich klingt, sondern Kraft in der Stimme hat. Auch dieser letzte Punkt unterscheidet von vielen Standard-Screamobands von jenseits des großen Teiches…
Sollte es dieser Band gelingen, genug öffentliches Interesse zu wecken, dann kann ihnen eine erfolgreiche Zukunft entgegenwinken. Mit ‚Conspiracies’ schleudern die jungen Gentlemen ein Debütalbum heraus, das für mich wie ein Weckruf an eine ganze Musikszene klingt. Wer hiervor die Augen (bzw. Ohren) verschließt, der ist ignorant. Wer bislang noch nicht gemerkt hat, dass in der Szene fast alle nur noch den gleichen Einheitsbrei herausbringen, der wird bei OPEN THE SKIES feststellen können, dass dieser Brei auch anders schmecken kann und interessant gewürzt gleich viel besser gefällt.

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