Das Berliner Label Rockhit Records hat mal wieder zugeschlagen. Nachdem ihre letzten Releases von ONE FINE DAY und besonders 5 BUGS ganz passabel einschlugen holen sie sich jetzt eine Band ins Boot, die eine logische Ergänzung des Rockhit- Repertoires darstellt. Ein kleines Buchstabenspiel hat mich im Vorfeld des Hörens etwas verwirrt. Ransom? Berlin? Neue Platte? Die gibt’s doch gar nicht mehr… Stimmt auch, ich werde nicht der einzige sein, der sich erst einmal wundert, aber es geht um RanDom. RANDOM kommen aus Österreich, also weit von der Berliner Zentrale entfernt, trotzdem platzieren sie ihren Sound ziemlich dicht an den Stühlen eben dieser genannten Bands. Es ist Poppunk angesagt, Tanzen ist die Devise. Nach Hooklines strebende Refrains die im Ohr bleiben wie zu kleine Ohropax und auch ungefähr so schwierig wieder herauszubekommen sind, discolastige, aber nur leicht elektronisch anartende Beats („Dancetiny“), hier und da ein Gitarrensolo („Elite“). Soweit so gut!
Poppunk hat ein großes Manko. So eingängig die Hits auch sind, sie bewegen sich immer auf Messers schneide. Auf der einen Seite die nervtötende Penetranz der Ohrwürmer, auf der anderen die gähnende Langeweile. Der Fall ist nah, immer, eine gelungene Mitte zu finden schwierig. Random schaffen beides: Hits, aber auch Ausfälle. Schon der Titel von „Me&You&Me“ verspricht so viel Revolution wie er hält, einer der Ausfälle auf Grund von Belanglosigkeit. Aber es gibt auch Highlights, die dann doch um so heller scheinen. Der Chorus von „Anti Hymn“ ist so ein Moment. Auch „Dancetiny“ oder z.B. „Way Of Ending“ glänzen mit absoluter Single-Pop-Attitüde. „Einmal gepoppt, nie mehr gestoppt“ warb einmal ein bekannter Chips-Lieferant. Es könnte eine Aussage über diesen Song sein, wenn er auch beim 3. Chorus stark in Richtung Penetranz wankt.
Und dann gibt es noch diese Songteile, welche zu bewerten einfach unfair wäre, da ein Vergleich zu anderen Bands viel zu naheliegend ist. So klingt das Riff von „You Star“ so sehr nach ONE FINE DAYs „Burn“, oder die Strophe in der ansonsten großen „Anti Hymn“ doch eher nach BILLY TALENT als nach RANDOM.
Vor einigen Jahren wurden die Italiener von VANILLA SKY bekannt. Alle Welt belächelte sie wegen ihres starken Dialekts in der englischen Aussprache, fand es niedlich und witzig. Mit ihrem zweiten Album sind die Italiener weniger niedlich unterwegs, RANDOMs Herkunft ist auf dem 2. Album in 4 Jahren noch deutlich zu hören. Manchmal hilft auch das Booklet wenig, gegen das aus dem Alpendialekt im Englischen resultierenden Nuscheln. Hinzu kommt eine exorbitant einprägsame Stimme des Sängers Muff.
Die Instrumentenarbeit ist einwandfreier Poppunkrock-Standart im positiven Sinne. Eine solide, auf Pop getrimmte, gesangslastige Produktion unterstützt gute Riffs und direktes Schlagzeug. Da gibt es nichts zu meckern, aber auch nicht viel als besonders auffällig zu erwähnen.
Alles in Allem bin ich gespannt auf ein Konzert der 5 Östereicher, denn ich halte diese CD für sehr partytauglich, wenn man die Jungs beim Spaßhaben beobachten kann. Eine willkommene Abwechslung zum Screamobrei der Stunde. Das wird all zu lange wohl nicht auf sich warten lassen, wenn sie schon auf einem deutschen Label in Kooperation mit Universal veröffentlichen. Das Album wird heut zu Tage mehr Aufmerksamkeit bekommen, als noch in Zeiten, wo es eine Menge mehr Bands dieses Kalibers gab. Heute ist schließlich Screamo das, was Poppunk noch vor 5 Jahren war. Aber diese Untrendyness ist es auch, was Rockhit Records im mehr als positiven Sinne so sympathisch und zuverlässig in seinen Releases macht.