Hier läuft irgendetwas gewaltig schief. Ich meine, wer bitte erwartet denn auf einem Doom-Album Frauengesang? SERPENT CULT aus Belgien verwirren mich zutiefst mit ihrer Musik. Instrumental ist das ganze ein nur ganz schwer zu verdauender Brocken (und genauso soll Doom ja auch klingen), und darüber schwebt eine kristallklare Stimme, die eher frohlockt, als in tiefe Depressionen zu stürzen. Diese krasse Symbiose ist einerseits reizvoll, andererseits aber auch fatal.
Soviel steht fest: etwas ansatzweise Vergleichbares habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Am ehesten würde ich hier Confessor anbringen, die zwar mit männlicher Stimme, nichtsdestotrotz aber mindestens genauso kontrovers aufeinander abgestimmt agierten. Mit der Intensität eines Vorschlaghammers prügelt die Band ein tonnenschweres Riff nach dem anderen auf unsere Stirn, allzeit begleitet von zuckersüßen Gesangsmelodien. Irgendetwas daran stört mich ganz gewaltig.
Die Produktion der Scheibe ist ein wenig plump und grobschlächtig, aber auch das sind Eigenschaften, die zu einem vernünftigen Doomalbum einfach zwangsläufig dazugehören. Kratzig, polternd, schrill präsentieren sich die Songs, mal etwas holperig schnell, dann wieder im Schneckentempo, mit viel, viel Verzerrung und noch viel mehr Rückkopplungen, die aber auch zum Flair dazugehören.
Wenn die Melodien mal ein wenig schrill, dissonant oder gar atonal klingen, so kommt dies nicht von ungefähr. Dass die Gitarren stellenweise so klingen, als würde die Aufnahme leiern, ist ebenfalls gewollt. Das ist Doom. Wer bislang nicht wusste, wie dieses Genre zu klingen hat: hier ist die perfekte Vorzeigeband, bis auf den Gesang halt. Der sticht aus der Masse heraus. Das macht die Band einerseits einzigartig, andererseits wirkt es aber auch leicht deplaziert und befremdlich.
Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht so recht, was ich auf Dauer von SERPENT CULT halten soll. Ist das nun so innovativ und abgefahren, dass ich es lieben werde, oder ist dieser Bruch mit den gängigen Standards so arg, dass ich den Gefallen langfristig verlieren werde? Im Moment ist die Scheibe jedenfalls klar hitverdächtig, weil sie eben gerade nicht so klingt wie die letzen 30-40 CD´s, die über den Tisch gewandert sind, sondern sich klar davon absetzt und ganz eigene Wege geht. Nichtsdestotrotz kann es passieren, dass ‚Weight of light’ morgen in einer Kiste verschwindet und dort nie wieder hervor gegraben wird, einfach weil die einzelnen Lieder recht sperrig sind und sich mit teilweise über acht Minuten Spielzeit auch nicht gerade schnell einprägen lassen. Interessant stelle ich mir jedenfalls einen Liveauftritt dieser Band vor, sofern sie auch da in der Lage sind, die rohe Gewalt zu entfesseln, die sie auf CD bannen konnten.