IF THE KIDS ARE UNITED THEY WILL NEVER BE DEVIDED. Jaja, das ist doch ´mal eine eingängige Parole. Ein Schlachtruf, den man voller Überzeugung der Erwachsenenwelt ins Gesicht schreien kann. Ein Credo für die ganze Punk-Szene. Und genau diese haben die Briten SHAM 69 Mitte der 1970er Jahre zusammen mit SEX PISTOLS, U.K. SUBS, THE CLASH etc. ins Leben gerufen, mitten in den Arbeiterslums der englischen Großstädte. Von daher war Punk immer eine Bewegung der Unterprivilegierten, der gesellschaftlich Verachteten, der Non-Konformistischen, aber auch des Pöbels. So gab es immer wieder Schlägereien während der Gigs der Briten, auf denen sich gegen den Willen der Band auch die rechtsextremen Skins der „National Front“ trafen und für Ärger sorgten. Egal. Ausschlaggebendes Problem ist nur, dass das Ganze 30 Jahre her ist und somit langsam anfängt zu stinken. Dagegen muss etwas unternommen werden.
Also einfach über den Schatten der eigenen Legende springen, die ranzige Lederjacke vom Dachboden holen, neue Saiten auf die Gitarre ziehen, ein paar Telefonate führen (hoffentlich leben die alten Ansprechpartner noch) und neue Songs im alten Gewand schreiben. Das nennt man ein Comeback. Gründe für eine solche Entscheidung gibt es mehrere: Die ganzen Ersparnisse wurden im Pub versoffen, die Frau nervt und das Fernsehprogramm ist langweilig, man hat das Bedürfnis wieder dort raus zu gehen und irgendjemand hat einen im Vollrausch dazu überredet.
Was bei den SEX PISTOLS vor einigen Jahren mehr als peinlich war, kann sich bei SHAM 69 durchaus hören lassen. Zwar ist von der Originalbesetzung nur noch Gitarrist Parsons übrig (Sänger Pursey wurde kurz vor Aufnahmebeginn rausgeschmissen), dennoch gelingt es den Punkopas ein gradliniges, tightes, simples und mit Hymnen gespicktes Album vorzulegen, welches den Geist von 1977 (das ist mein Geburtsjahr) in sich trägt. Trotz des immer noch vorhandenen Bisses von damals darf jedoch bezweifelt werden, dass „Western Culture“ die in musikalischen Grabenkämpfen verwickelte Punkrockjugend von heute wieder vereinen kann. Dazu ist es überhaupt nicht zeitgemäß. Aber drauf geschissen. Vielleicht freuen sich nur Altpunks über das Lebenszeichen einer Legende. Ist doch vollkommen irrelevant. Den Kids immer alles Recht machen? Warum denn? Schließen wir daher mit einem NOFX-Zitat: „Fuck the kids!“