Shenaniganz – Open Your Eyes Or Cover Your Head

Bad Ass Rock´n´Roll betitelt das Quartett ihren Musikstil und fordert den Hörer dazu auf, die Möbel in die Garage zu bringen, alle scharfe Ecken abzukleben und den Hund zu den Nachbarn zu bringen. Dann kann die Party losgehen. Lautstärkenregler auf Anschlag. Rockmusik im Geiste der 70er verpackt im Kostüm des 21. Jh.

2006 habe ich als Referendar eine junge Band meiner damaligen Schule zum Schooljam Contest nach Hannover begleitet. Das Ziel war nicht das Gewinnen, wohl aber das Gefühl zu bekommen on tour zu sein, andere Bands kennen zu lernen, vielleicht weitere Kontakte zu knüpfen und in erster Linie einfach Spaß zu haben. Man schlug sich beachtlich und hatte mehr zu bieten als manch andere Combo, gewann jedoch den Regionalentscheid nicht. Was hat das Ganze jetzt mit SHENANIGANZ zu tun? Ganz einfach: sie sind die damaligen Gewinner auf Bundesebene. Seitdem hat sich die Band prächtig entwickelt und legt mit „Open Your Eyes Or Cover Your Head“ ihr zweites Album vor.

Man sollte an dieser Stelle nicht den Fehler begehen, die SHENANIGANZ als Schülerband abzutun. Denn das, was die vier Herren aus Bayern hier abliefern, ist vollkommen professionell. Und um ganz ehrlich zu sein: der erste Höreindruck lässt in keiner Weise die Vermutung aufkommen, die Musiker kämen aus Deutschland, so amerikanisch bzw. skandinavisch klingen sie. Angesichts des manchmal stiefmütterlichen Umgangs mit deutschen Bands von Seiten der Presse (wenn diese englischsprachigen Rock spielen) und der potentiellen Kunden (im Zweifelsfall auf Fans genannt) ist dies sicherlich förderlich.

Musikalisch gibt es mehr als soliden, eingängigen, für Bewegungstherapeuten hilfreichen und für Bierverkäufer Umsatz steigernden Retro-Rock, der eine Brücke in die Vergangenheit zu den ROLLING STONES, AC/DC und AEROSMITH schlägt und in der Gegenwart Artverwandte in den HELLACOPTERS, DANKO JONES und den BACKYARD BABIES hat und sich hintern diesen nicht verstecken muss. Einen musikalischen wie lyrischen Meilenstein sollte man hier nicht erwarten, doch wer mit den obigen Namen etwas anfangen kann, sollte bei den SHENANIGANZ sorgenfrei zugreifen.

Die Bayern haben einen rasanten Aufstieg hinter sich und sind auch im Ausland kein unbeschriebenes Blatt mehr. Aufforderung an die Heimatfront also ihre Exportgüter zu unterstützen, schließlich ist „Made in Germany“ eine Qualitätsaussage, oder wie war das mit dem Prophet im eigenen Lande? Nach dem Lob zum Schluss noch drei Kritikpunkte:

Erstens: Die Heimathymne „Bavaria“ in Kooperation mit der Blaskapelle BIERMOESL BLOSN hätte man sich getrost sparen können, ist aber wohl Ausdruck des bajuwarischen Selbstbewusstseins.

Zweitens: Die SHENANIGANZ sind eine Live-Band. Gut. Sie basteln nicht so lange an den Songs herum und wollen sie auf die Bühne bringen. Hm. Das ist nicht immer gut. Ein bisschen mehr Feilen hier, ein wenig mehr Schmirgeln dort. Die Songqualität dürfte steigen.

Drittens: Wenn man seine Musik als „Bad Ass“ bezeichnet, dann muss sie auch böser Arsch sein. Bei aller Rock´n´Roll-Attitüde hätte die Produktion mehr Druck und vor allen Dingen Gain verdient. Denn auf „Open Your Eyes Or Cover Your Head“ benutzen die Jungs noch viel zu oft ganz artig das Taschentuch zum Naseputzen, anstatt den Popel – ein Finger deckt das nicht betroffene Nasenloch ab – mit Druck in die Ecke zu rotzen. Abgesehen davon eine erfreulich tolle Produktion aus heimischen Landen. Diese band sollte man im Auge behalten, also: Augen auf!

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