Frankreich! Aus unserem freundlichen uns sonnigen Nachbarland kommt eine CD, die für sich betrachtet ziemlich brutal ist und so gar nicht nach französischem Stil klingt. Die Band, die das Album herausgebracht hat, heißt SIKH, und auch wenn die Scheibe nun schon etwa genau ein Jahr erhältlich ist, schwappt sie erst jetzt hierher. Jedoch hat man recht schnell herausgefunden, wo SIKH ihre Inspiration und Ideen her haben.
Im Verschleiern ihrer Idole tun sich die vier Herren insgesamt etwas schwer. Zu offensichtlich sind die Parallelen, die sie ziehen, selbst in Bezug auf das Band-Symbol kann man Rückschlüsse ziehen, und wenn dann erst die Songs losbraten, dann weiß man genau: hier sind Slipknot-Fans am Werk. Insgesamt machen sie ihre Sache dann natürlich wieder recht gut, aber die Dreistigkeit, mit der sie teilweise Riffs klauen oder ganze Arrangements übernehmen, ist schon ziemlich enorm. Jetzt kann natürlich jeder sagen, dass diese Art von Gedankendiebstahl in Bereichen wie Metalcore und Emo / Screamo Gang und Gebe ist. Dem kann man so gesehen nicht widersprechen, allerdings ist es eine ganz andere Liga, sich bei einer Band derart dickfällig zu bedienen, die einen absolut eigenständigen Sound hat.
Apropos Sound: ‚One more piece’ ist ziemlich dick produziert, und auch hier sind klangtechnisch viele Dinge, die einen an The Subliminal Verses erinnern, und wenn es nur der angezerrte Schreigesang ist oder die Art und Weise, wie die Gitarren verzerrt auf immer nur einer Saite rollen.
Auch das Schlagzeug ist, ähnlich wie bei Slipknot, eines der Hauptaugenmerke dieser Band. Hier entscheidet sich jeweils, in welche Richtung der Song gehen soll: harte, krachende Nummer, oder eher rockig. Denn hierin liegt dann der Unterschied zu ihren US-Vorbildern: SIKH sind auch in der Lage, mal etwas ruhiger an einen Song heranzugehen, und dann liegen eher Nickelback-mäßige Songstrukturen an der Oberfläche.
Gesanglich macht es sich die Band nicht gerade leicht. Mal wird das Geschrei verzerrt, an anderer Stelle kann man Melodien unter der Schreierei erkennen, aber nur ganz selten mal zeigt Sänger Kallaghan, wie gut er tatsächlich klingen kann, denn immer ist irgendein Effekt auf der Stimme, der den ursprünglichen Klang zu einer Nebensächlichkeit verkümmern lässt.
SIKH bieten mit ‚One more piece’ ein brutales Album, das besonders Slipknot-Fans entweder sehr gut gefallen oder übel auf den Magen schlagen dürfte. Sieht man davon ab, dass hier pausenlos fremde Ideen verwurstet werden, dann bleibt ein richtig solides, brutales Werk übrig, dass sich obendrein noch klangseitig sehr gut anhören lässt. Mit dem Gesang muss man sich zunächst anfreunden, aber insbesondere zum Albumende hin dreht die Band noch mal richtig auf. Anspieltipp: ‚Psychotro’, den gibt es übrigens auch auf der Myspaceseite der Band zu hören.