Sioen – A Potion

Es passiert derweil, das Einzelkünstler sich ein paar Leute suchen, mit diesen musizieren, und ohne erkennbaren Grund einen riesigen Erfolg damit haben. Meiner Ansicht nach ist Sioen einer davon. Der aus Belgien stammende Multiinstrumentalist hat mit seinem neuen Album „A Potion“ eine Scheibe auf den Markt geschmissen, die langweiliger und nichtiger kaum sein könnte. Größtenteils klavierbegleitete langsame Nummern herrschen auf dem Silberling vor, die sich zwischen Belanglosigkeit und Unkreativität dahinschleppen. Ähnlich spannend muss es für einen Blinden sein, eine Rauhfasertapete zu lesen. Diese Songs eignen sich nicht mal als Fahrstuhlmusik.
Wie soll ich es anders ausdrücken? Die einzelnen Stücke haben so gut wie keinen Wiedererkennungswert und klingen irgendwie alle gleich, lediglich an zwei Stellen heißt es aufhorchen: in ‚A melody’ tönt uns die Textzeile „but this melody remains“ entgegen. Hier lege ich ein Veto ein, denn nicht ganz dreißig Sekunden später hat man auch diese Melodie vergessen. Die andere Stelle ist der Anfang von ‚No conspiracy at all’, der die einzige Stelle darstellt, die im Gehörgang bleibt, aber auch nur deswegen, weil es ein dreistes Plagiat von John Lennon´s ‚Imagine’ darstellt. Der gesamte Rest plätschert vor sich hin, und einzig die Tatsache, dass es nicht störend laut ist, kann dazu führen, dass die CD laufen bleibt, denn ansonsten hätte dieses Album nicht einmal die einschläfernde Wirkung, die es dank der unscheinbaren Melodien und Songs hat.
Gegen die Produktion ist nichts einzuwenden, klingt das Klavier doch sehr nach Raumklang, und auch der Gesang ist nicht übertrieben laut oder leise. Das ändert aber auch nichts daran, dass Sioen keine wirklich schöne oder wenigstens markante Singstimme hat.
Wenn diese CD einen Pluspunkt bekommt, dann für das neuartige CD-Hüllen-Konzept mit abgerundeten Ecken und Press-Verschluss, und auch das Artwork an sich ist sicherlich nicht schlecht gemacht. Man sollte sich aber weder von der schicken Aufmachung des Päckchens noch von dem dicken Label, das hinter dem Künstler steht und ihm sogar einen langfristigen Vertrag gegeben hat, hinwegtäuschen lassen, dass der Inhalt eher ermüdend ist. Hier ist Reinhören vor dem Kauf Pflichtprogramm, anderenfalls dürfte der eine oder andere derbe enttäuscht werden…

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